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Die Bahnhofsmelodien in Japan – von eigenen Jingles bis zum Star Wars Theme

Zugreisen sind immer ein spannendes und nervenaufreibendes Abenteuer. Die Reisenden sind zum Teil gestresst und genervt vom Warten auf den verschiedenen Bahnsteigen und hoffen meist sehnsüchtig auf ihre weiteren Anschlusszüge. In Japan gab es in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts versuche durch Bahnhofsmelodien bei der Abfahrt das Stresslevel der Passagiere zu reduzieren. Seit der Privatisierung der japanischen Bahn haben sich die Melodien bei den Abfahrten der verschiedenen Züge durchgesetzt.

Japan gilt als Land der 1.000 Bahnhofsmelodien. Die kleinen Musikstücke sollen eine schöne Abwechslung für die Reisenden sein, welche das Stresslevel der Menschen reduziert und gleichzeitig aber auch schläfrige Passagiere aufweckt und zur Vorsicht mahnt. In den 90er Jahren gab es einen regelrechten Boom der Bahnhofsmelodien bei den japanischen Eisenbahnbetreibern. Heute gehören sie zu dem japanischen Alltag und sind auch für Touristen sehr beliebt.

Wie ist die Bahnhofsmusik in Japan entstanden?

Seit der Antike wird immer gefragt, wer als erster die Idee zu einem Projekt hatte. In Japan wurden die ersten Bahnhofsmelodien 1971 von Keihan Electric Railway eingeführt. Das damals staatliche Japan National Railways hatte noch den klassischen Glocken-Ton verwendet, während der Privatanbieter bereits auf den Jingle setzte. Erst durch die Privatisierung der Bahn 1987 wurden durch die gegründeten JR-Bahnen auch die neuen Bahnhofsmelodien bei den Abfahrten der Züge eingeführt.

Typischer japanischer Bahnsteig zur Berufszeit
Zu den Stoßzeiten sind Bahnhöfe in Tokio und anderen Metropolen stark frequentiert. Foto: von gabyobs, via pixabay.

Die beruhigende Wirkung der Musikstücke hat die Bahnbetreiber überzeugt und es kam in den 90er Jahren zu einem regelrechten Boom. Mittlerweile hat fast jeder Bahnhof eine eigene Abfahrtsmelodie für die Züge. Die Musikstücke sind so erfolgreich, dass sie selbst für Merchandise-Produkte genutzt werden. Spielzeuge, Spieluhren und viele weitere Artikel können die Bahnhofsklänge abspielen. Die Bahnbetreiber sind in dieser Hinsicht sehr kreativ.

Welche Bahnhofsmelodien gibt es in Japan?

Durch den Boom der Bahnhofsmusikstücke in den 90er-Jahren haben fast alle japanischen Bahnhöfe eine recht eigene Melodie. Mit als schönste Melodie wird die Musik der Yamanote-Linie am Bahnhof Shinjuku beschrieben. Nach Anzahl der Passagiere handelt es sich immerhin um den am meisten frequentierten Bahnhof. In dem Lied „Twilight“ wird das Musikstück kaskardenartig immer schneller – was die Passagiere zu einem schnelleren Einsteigen anregen soll.

Bahnsteig Japan mit nur einer Person
Zu einigen Zeiten sind Bahnsteige in Japan auch eher schlecht besucht. Foto: von getluckman, via pixabay.

Ansonsten gibt es in das berühmte Zithersolo „Der dritte Mann“ aus dem tokioter Bahnhof „Ebisu“. In Japan wird die Melodie meist mit einer Bierwerbung der Marke „Yebisu“ verbunden. Die Marke nutzt seit mehreren Jahrzehnten in ihren Werbespots die Melodie aus dem Filmklassiker. In Musahi hat man sich bei der Melodie eher durch die japanischen Volkslieder leiten lassen – das Lied thematisiert dabei die berühmten Kirschblüten. Zwar sollen die Melodien lediglich anzeigen, dass die Türen des Wagons relativ schnell schließen, dennoch hat jede Melodie eine tiefere Bedeutung, welche für Japaner interessant sein.

Tokioter Bahngesellschaft Tokyu Corporation ist noch einen Schritt weitergegangen und eine Kooperation mit der amerikanischen Firma Disney eingegangen. Seitdem gibt es in dem Bahnhof Jiyugaoka die Melodien der Disney-Filme Pinocchio und Schneewittchen. Selbst die Titelmelodie von Star Wars ist zu hören, dessen Rechte Disney 2012 von George Lucas gekauft hatte.

Die ebenfalls in Tokio befindliche Takadanobaba-Station nutzt dagegen das Eröffnungslied des ersten Astro-Boy-Animes. Die Maihama-Station hat ebenfalls einen Disney-Song mit „It's a Small World“, dem Themensong aus Magic Kingdom in Walt Disney World.

Eine sehr eigene Bahnhofsmelodie hat beispielsweise der Kamata Bahnhof im Stadtbezirk Ota von Tokio. Die Melodie des Bahnhofs ist der sogenannte Kamata-Marsch, welches vom ehemaligen Filmstudio der Stadt in Auftrag gegeben wurde. In der Meiji-Zeit (1868 bis 1912) wurde in der Gemeinde von Tokio ein Filmstudio gebaut. Der Bezirk wurde so berühmt, dass Kamata auch als „Stadt des Filmes“ bekannt war. Der Marsch setzt damit auf die Geschichte des Bezirks, wenn auch heute das Filmstudio ein Konzertsaal ist.

Zur Musikqualität der Bahnjingles

Die Musikqualität der Stücke ist sehr verschieden. So gibt es Bahnhöfe, welche auf die klassischen Songs in sehr guter Qualität setzen. Die meisten Bahnhöfe setzen aber auf MIDI-Dateien, welche 8-Bit-Sounds im Bahnhof verströmen, wie man es von alten Computerspielen noch kennt. Es kann auch ein einfacher Telefon-Ton in dem jeweiligen Bahnhof abgespielt werden, die Unterschiede in der Qualität sind demnach relativ groß. Am anschaulichsten wird das Thema durch die unterschiedlichen Melodien der Yamanote-Linie gezeigt. Das folgende Video fast die unterschiedlichen Jingles einmal zusammen.

Was sollte man auf japanischen Bahnhöfen beachten?

Auf japanischen Bahnhöfen ist alles ein wenig geordneter, lauter und musikalischer als es in Europa der Fall ist. Bei einem Besuch sollten Sie auf jeden Fall die sogenannten „Bahnhofssperren“ (Kaisatsuguchi, 改札) kennen. Zutritt und Austritt erfolgt darüber, wobei die Angestellten der Bahnlinie alles sorgsam beobachten. Die Fahrgäste müssen durch einen Dreharm gehen und dabei das Ticket einschieben oder die Chipkarte auflegen. Wenn die Karte nicht gültig ist, bleibt der Zugang verstärkt. Das Schwarzfahren wird dadurch sehr schwer gemacht.

Maskenpflicht auf japanischen Bahnhöfen
Während der Corona-Pandemie gab es auch in Japan viele Menschen, die Masken getragen haben. Foto: von sakkanan11, via pixabay.

Am Bahnsteig gibt es gekennzeichnete Bereiche, in denen man sich brav anstellt. Im Bahnhof Shinagawa in Tokio gibt es zum Aussteigen eine Spur, während eine andere zum Einsteigen dient. Außerdem gibt es Bereiche, die sofort zu den Expresszügen und separate Linien, welche zu den Lokalzügen führen. Es wird nichts dem Zufall überlassen, sodass eigentlich kein Chaos ausbrechen sollte.

Wenn der Zug einfährt, sollten Sie sich auf einen Höllenlärm gefasst machen. Es gibt informative Ansagen, die charakteristischen Bahnhofsmelodien sowie weitere Achtungs- und Warnungssignale und Durchsagen. Gefühlt gibt es Tausende Erinnerungen, an die nahende Abfahrt des Zuges. Sie sollten aufpassen, wo Sie hintreten und immer die Türen im Auge behalten – sie können sich manchmal schnell schließen!

In Japan wird sehr viel Wert auf die verschiedenen Bahnhofsmelodien gelegt. Sie sollten einen kurzen Einblick in das Phänomen erhalten haben. Das Video zeigt verschiedene Melodien. Falls der Besuch Japans wieder möglich ist, sollten Sie unbedingt darauf achten – die Musikstücke verzaubern manche Reisende für immer!

Titelfoto: Japanischer Bahnhof von StockSnap , via pixabay.

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