Aisatsu – das sollte man zur Begrüßung in Japan wissen
Aisatsu (挨拶) - Begrüßung auf Japanisch: Wertschätzung und Etikette spielen in Japan eine viel wichtigere Rolle als in westlichen Gesellschaften. Schon bei der Begrüßung gibt es viele Regeln, die man unbedingt beachten sollte. Das wichtigste: die Verbeugung, gewissermaßen das japanische Pendant zu unserem Händedruck. Doch nicht nur dabei gibt es große Unterschiede. Es kommt immer darauf an, wen man (wann) begrüßt.
Schon in der Schule ist das Aisatsu jedem Schüler einer höheren Schulklasse gegenüber üblich, von Lehrern ganz zu schweigen. Daher beginnt die Erziehung in Hinsicht auf eine korrekte Begrüßung in Japan auch schon im Kindesalter.
Um hier einen möglichst guten Überblick geben zu können, bietet es sich an, Aisatsu in zwei Schritten zu erklären – Gesten und Handlungen sowie die verschiedenen Grußformeln.
Anders als in westlichen Ländern üblich, reicht man sich in Japan in der Regel zur Begrüßung nicht die Hände, sondern vollführt eine Verbeugung, die von einem einfachen Kopfnicken bis zu einer tiefen Verbeugung in annäherndem Winkel von 45 Grad reichen kann.
Die Faustregel dabei: Umso tiefer die Verbeugung, umso größer der dem Gegenüber bezeugte Respekt. Gerade im Umgang mit ausländischen Businesspartnern hat sich in Japan inzwischen aber auch eine Mischung aus Händedruck und Verbeugung etabliert. Diese bleibt aber in der Regel auf den Umgang mit Nicht-Japanern begrenzt.
Japanische Grußformeln für alle Fälle
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Die Visitenkarte wird immer mit beiden Händen gegeben und genommen, aufmerksam gelesen und sorgfältig verwahrt. - Bild: © aijiro - Stocks.Adobe.com
Wie in Deutschland, bei dem man vom informellen „Hallo“ und „Mittag“ über das eher neutrale „Guten Tag“ bis hin zum eher formal-feierlichen „Herzlich Willkommen“ verschiedenste Ausdrücke für eine Begrüßung kennt, haben auch die Japaner eine ganze Reihe von Grußformeln für unterschiedliche Tageszeiten und Anlässe:
Ohayō gozaimasu (おはようございます)
Übersetzt bedeutet das in etwa „Guten Morgen“ auf Deutsch. In Japan nutzt man diese Grußformel in etwa bis um 11 Uhr. In seiner vollen Länge wird es vor allem gegenüber Respektspersonen oder Vorgesetzten genutzt und gilt als sehr höflich.
Guten Bekannten, Freunden und der Familie gegenüber wird das Gozaimasu oft weggelassen und verkürzt als Begrüßung einfach nur „Ohayō“ genutzt.
Konnichiwa (こんにちは)
Der wahrscheinlich bekannteste Gruß auf Japanisch bedeutet soviel wie „Guten Tag“ und ist so etwas wie der Allrounder unter den Grußformeln. Streng genommen wird Konnichiwa in Japan aber nur zwischen 11 und 18 Uhr genutzt. Auch hier gilt, dass Japaner im engen Bekannten- und Freundeskreis teils andere, informelle Versionen einer Begrüßung benutzen wie z.B. Aikin dou (最近どう, „was geht“).
Konbanwa (こんばんは)
Konbanwa ist das japanische Pendant zu unseren „Guten Abend“ und wird in der Regel ab etwa 18 Uhr genutzt. Als eine sehr höfliche Formulierung wird es aber abgesehen von Fremden gegenüber kaum genutzt. Selbst Kollegen gegenüber gilt der Ausdruck als etwas zu förmlich.
Oyasumi nasai (おやすみなさい)
Das japanische Pendant zu unserem „Gute Nacht“ bedeutet übersetzt etwa soviel wie: Bitte ruh dich aus. Und das macht man beim Schlafen gemeinhin ja auch.
Ittekimasu (いってきます ) und Itterasshai ( いってらっしゃい)
Für diese beiden japanischen Begriffe oder Grußformeln gibt es im Deutschen keine wirkliche Entsprechung. Sie werden genutzt, wenn jemand das gemeinsame Zuhause verlässt.
Der Weggehende sagt dann Ittekimasu (wörtlich: Ich gehe und komme wieder), der Zurückbleibende antwortet darauf mit Itterasshai (wörtlich: Bitte gehe und komme wieder).
Tadaima (ただいま) und Okaeri (おかえり)
Dieser Austausch von Grüßen wird beim Nachhausekommen genutzt und ist sozusagen das Pendant zu Ittekimasu und Itterasshai.
Wer zurückkommt sagt Tadaima (wörtlich: Ich bin zu Hause), der oder die sich schon zu Hause Befindende antwortet mit Okaeri (wörtlich: Willkommen zurück).
Moshi moshi (もしもし)
Moshi moshi wird als Begrüßung am Telefon genutzt. Im Allgemeinen ist der Gebrauch aber nur im privaten Bereich und mit engen Bekannten und Freunden angemessen.
Übersetzt bedeutet Moshi moshi in etwa „ich werde reden“.
Osewa (お世話)
Osewa wird allein oder als komplexe Formel in Form von „osewa ni natte orimasu“ (お世話になっております, übersetzt in etwa: Dank oder Anerkennung für die Unterstützung) im beruflichen Umfeld genutzt.
Antwortet man allerdings im Büro bzw. auf Arbeit ein Telefon, ohne zu wissen, mit wem man spricht, ist es üblich zuerst einfach Hai (はい, Ja) gefolgt vom eigenen Namen und dem Namen der Firma zu sagen.
Otsukaresama desu (お疲れ様です)
Diese komplexe und kaum zu übersetzender Formel wird allein im Arbeitsbereich verwendet und gilt in etwa als formelhafte Anerkennung der geleisteten Arbeit.
Die Formel drückt dabei nebenbei auch die gegenseitig geleistete Unterstützung aus. Meistens wird die Formel daher auch am Ende eines Arbeitstages zum Abschied genutzt.
Sayounara (さようなら)
Diese im Westen wahrscheinlich bekannteste japanische Abschiedsformel wird in Japan nicht oft genutzt und gilt als sehr höflich und formell. Sayounara entspricht in seiner Bedeutung dabei in etwa dem Deutschen „Auf Wiedersehen“.
Jya ne (じゃね) und Mata ne (またね)
Beide Ausdrücke sind eher informelle Abschiedsformeln. Jya ne entspricht in etwa einem „Tschüss“ und sollte wirklich nur im engen Bekannten- und Freundeskreis genutzt werden.
Mata ne (übersetzt in etwa: Wir sehen uns) ist etwas formeller als Jya ne und wird in Japan recht häufig genutzt, auch zwischen Kollegen und nur oberflächlich miteinander Bekannten.
Yōkoso (ようこそ)
Übersetzt bedeutet Yōkoso schlicht und einfach „Willkommen“ und wird in Japan z.B. in Flughäfen als Begrüßung genutzt.
Im privaten oder öffentlichen Umgang miteinander ist diese Form der Begrüßung ansonsten aber eher unüblich.
Irasshaimase (いらっしゃいませ)
Irasshaimase ist die übliche Begrüßung von Kunden in einem Geschäft. Diese wird einem – gerade für Europäer vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig – mitunter geradezu enthusiastisch entgegengeworfen, wenn man einen Laden betritt.
Verbeugung statt Händedruck in Japan
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Verkäufer verbeugen sich vor dem Käufer. Diese Verbeugung wird vom Käufer allerdings nicht erwidert - Foto © one – Fotolia.com
Die Japaner kennen den Händedruck als Begrüßungsgeste ursprünglich nicht. Stattdessen wählen sie eine dem Status des Gegenüber angemessene Form der Verbeugung (O-jigi, お辞儀).
Diese reicht von einem Kopfnicken zur Begrüßung von Freunden und guten Bekannten über eine Verbeugung im Winkel von etwa 15 Grad (Eshaku) bis hin zu 30 (Keirei) oder gar 45 Grad Saikeirei). Dabei gilt: umso tiefer die Verbeugung, desto größer der dem Gegenüber gezollte Respekt. Dabei gilt es auch eine gewisse Technik im Auge zu behalten.
In Japan verbeugt man sich mit seitlich angelegten Armen und geradem Rücken aus der Taille heraus. In der Regel gilt dabei, dass man jede Verbeugung, die man erhält, auch erwidert.
Sollte man mit einer Gruppe von Japanern zusammenkommen, so gehört es sich, sich einzeln vor jedem Mitglied der Gruppe zu verbeugen.
Eine weitere Sonderform der Verbeugung ist die so genannte „Drei-Finger-Verbeugung“ Mitsuyubi, die im Sitzen ausgeführt wird. Im alltäglichen Umgang miteinander ist diese aber kaum mehr anzutreffen.
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Mittlerweile begrüßen Japaner ausländische Gäste auch mit einem Händeschütteln. Die Verbeugung aber bleibt obligatorisch - Bild: © Polkadot - Stocks.Adobe.com
Wann nutzt man welche Verbeugung & wer verbeugt sich vor wem?
Die Frage welche Form der Verbeugung man anwendet hängt stark von dem Respekt ab, dem man dem Gegenüber zollen möchte. Kollegen grüßt man im Zweifel mit Eshaku, Vorgesetzte und andere Respektspersonen mit Keirei.
Die noch höflichere Version Saikeirei wird im Alltag vor allem genutzt, wenn man sich entschuldigen will oder jemandem zu Dank verpflichtet ist.
Im Zweifel bietet sich im Umgang mit Fremden Eshaku an, bei Personen mit einem besonderen Status (z.B. Richter, Mönch, Vorgesetzter oder Geschäftspartner in leitender Position) hingegen ist Keirei eher angemessen.
Insgesamt wird man nach und nach aber ein Gefühl dafür entwickeln, was in etwa angemessen ist – und die Japaner nehmen es einem Fremden in der Regel nicht übel, wenn er nicht alle Feinheiten der sozialen Hierarchie sowie der damit einhergehenden Konventionen in Bezug auf die Begrüßung kennt und umsetzt.
Die Frage wer sich im Zweifel vor wem verbeugt, ist da schon einfacher zu beantworten. Zudem wird die Verbeugung in der Regel vom Gegenüber mit einer der sozialen Stellung entsprechenden Verbeugung beantwortet. Als Faustregel gilt:
- Jüngere verbeugen sich vor Älteren
- Frauen verbeugen sich vor Männern
- Schüler verbeugen sich vor Lehrern
- Gastgeber verbeugen sich vor den Gästen
- Verkäufer verbeugen sich vor dem Käufer
- Schuldner verbeugen sich vor ihrem Gläubiger.
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