Katzenminze: Mückenschutz und Euphorie für Katzen in Japan
Forscher versuchen immer wieder die Natur zu verstehen. Teilweise gibt es seit Jahrhunderten Beobachtungen zu Katzen und deren Verhalten. Es fällt aber nicht immer leicht, die gemachten Beobachtungen zu erklären.
Ein Forscherteam aus Japan ist jetzt der Meinung, dem Geheimnis der Katzenminze und dem japanischen Silberwein auf die Spur gekommen zu sein. Katzen wälzen sich in den Blättern der Pflanzen. Das kann zum Schutz vor Mücken geschehen, es löst aber ebenfalls euphorische Gefühle bei den Vierbeinern aus – zumindest zeigen das die neuen Studien.
Was machen Katzen, um sich vor Mücken zu schützen?
Katzen reiben ihren Körper am japanischen Strahlengriffel, um sich vor Mücken zu schützen, die potenziell Viren übertragen können. In Japan wird die Pflanze auch Matatabi genannt. Der Name Silberwein wird ebenfalls verwendet.
Die Pflanze wächst in den bergreichen Regionen Japans, Chinas, Koreas und Ostsibiriens. Es handelt sich um eine frostharte Kletterpflanze, die Höhen von 5 bis 6 Meter erreicht. Sie wächst vor allem in Höhenlagen von 500 bis 1900 Metern.
Ein Forscherteam der Iwate University in Morioka in der Präfektur Iwate und anderer Institutionen ist zu dem Schluss gekommen, dass Katzen sich an den Blättern des japanischen Strahlengriffels reiben, um Mücken abzuwehren.
Es wurde festgestellt, dass sich eine chemische Substanz von der Pflanze am Fell festsetzt und ähnlich wie ein Mückenschutzmittel wirkt. Die Studie wurde in der digitalen Ausgabe der US-amerikanischen Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.
Wenn Katzen Matatabi finden, reiben sie ihre Gesichter daran oder rollen in den Blättern auf dem Boden. Solche Reaktionen wurden seit der Edo-Zeit (1603-1868) beobachtet. Der genaue Grund für das Verhalten war aber bisher nicht bekannt.
Masao Miyazaki ist Professor für Molekularbiologie an der Iwate University und hat an diesem Projekt mitgearbeitet. Die Forscher haben herausgefunden, dass in bestimmten Pflanzen enthaltene Chemikalien Mücken wirksam abwehren. Katzen in Europa und der USA würden beispielsweise Katzenminze bevorzugt aufsuchen.
Verhalten in Europa seit dem 19. Jahrhundert bekannt
Die Katzenminze ist als „Katzenmelisse“ oder „Katzenkraut“ ebenfalls bekannt. Geschlechtsreife Katzen werden von der Pflanze angezogen. Bereits im Kräuterbuch Universal Herbal von Thomas Green können Beobachtungen über das Verhalten von Katzen gelesen werden. Über die Katzenminze heißt es in dem Buch:
Wenn man sie pflanzt, wird sie von Katzen umtanzt; wenn man sie sät, kommen die Katzen zu spät. Wenn man beim Pflanzen oder Ernten das Laub verletzt, kommen die Katzen von überall her, wälzen sich, zerfetzen die Blätter und fressen sie.
Der Wirkstoff Nepetalactol wurde extrahiert
Nepetalactol konnten die Forscher aus dem Silberwein extrahieren. Der Wirkstoff hat eine ähnliche Struktur wie die Chemikalien, welche die europäischen und nordamerikanischen Katzen bevorzugen.
Sie führten Experimente an Katzen mit dem Nepetalactol durch. Der Wirkstoff wurde auf die Köpfe der Katzen geträufelt. Anschließend kam die Katze in einem Käfig und 30 Mücken wurden freigelassen. Die Ergebnisse wurden mit einer Vergleichsgruppe ohne Nepetalactol verglichen.
Als Resultat gaben die Forscher aus, dass die Chemikalie die Anzahl der Mücken, die auf den Katzen landeten, um die Hälfe reduzierte. Es wurden weitere Experimente durchgeführt. Sie zeigten, dass Katzen auf den japanischen Strahlengriffel mit einer Freisetzung von Neurotransmittern reagierten. Es wurden Gehirnabschnitte aktiviert, welche für die Entstehung von Euphorie-Gefühlen verantwortlich sind. Die gleichen Ergebnisse zeigen sich bei der Verabreichung von Nepetalactol an Großkatzen wie Leoparden oder Jaguare.
Nach den Experimenten mit dem Wirkstoff wurde der Anteil Beta-Endorphinen in den Blutbahnen der Katzen gemessen. Es handelt sich um Hormone, die auf natürliche Weise Schmerzen lindern und einen Zustand der Euphorie hervorrufen. Der Anteil dieses „Glückshormons“ war nach der Verabreichung von Nepetalactol signifikant erhöht.
Welche neuen Ergebnisse liefert die Studie?
Das Forscherteam aus Japan hatte 5 Jahre verschiedene Experimente durchgeführt. Die neue Studie aus Japan liefert zumindest ein paar neue Antworten. Bisher wurde bereits angenommen, dass Nepetalactol eine mückenhemmende Wirkung hat.
Neu ist aber die Erkenntnis, dass die Schlüsselchemikalie das Opioidsystem von Katzen ähnlich wie Heroin und Morphin bei Menschen aktivieren kann. Man geht dennoch davon aus, dass das Herumrollen der der Katzen nicht nur eine euphorisierende Wirkung, sondern ebenfalls einen praktischen Nutzen hat.
Prof. Miyazaki. Kazushige Tohara, Professor für Biochemie an der Universität von Tokio erklärt das Verhalten wie folgt:
Herumrollen ist nicht nur ein Zeichen des Glücks, sondern wahrscheinlich ein instinktives Verhalten, das durch die Evolution weitergegeben wird. Es ist eine logische Schlussfolgerung, dass die Reaktion einer Katze auf Silberwein für den Einsatz als Mückenschutzmittel steht. Die Studie kann ein langjähriges Rätsel endlich lösen.“
Katzen stehen in Japan für Glück und Reichtum. Touristisch ist die Katzeninsel Aoshima relativ bekannt. Die Bedeutung von Katzen in der japanischen Kultur ist daher relativ groß. Das zeigt sich letztlich ebenfalls an den Maneki-neko (招き猫). Die winkenden Katzen sind als japanische Glücksbringer sehr beliebt. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich japanische Forscher mit dem Verhalten der Vierbeiner auseinandersetzen.
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