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Mit Wasserstoff zur Klimaneutralität bis 2050 in Japan?

Japan hat in Sachen Energieversorgung sehr ehrgeizige Pläne. Bis 2050 möchte das Land vollständige Klimaneutralität. Allerdings gibt es noch keine klare Vorstellung, wie das Ziel erreicht werden soll. In der Vergangenheit wurde von der japanischen Regierung der Atomindustrie eine Schlüsselrolle zugesprochen. Nach dem Tsunami von 2011 und dem Atomunfall von Fukushima genießt die Sicherheit von Atomenergie in Japan keinen guten Ruf. Nippon sucht nach neuen Möglichkeiten zur Umsetzung der Ziele und sieht Wasserstoff als einen wichtigen Energieträger der Zukunft.

Welche Alternativen bleiben Japan für die Klimaneutralität?

Der bergige und dicht besiedelte japanische Archipel bietet nur begrenzten Platz für große Solarparks. Sein schmaler Festlandsockel ist für Offshore-Windkraftanlagen mit Komplikationen verbunden. Die Regierung hofft, dass Wasserstoff Teil der Lösung sein kann. Premierminister Yoshihide Suga wird versuchen, das Land als Testlabor für eine wichtige neue Quelle sauberer Energie zu positionieren.

Toyota stellte 2014 das weltweit erste in Serie produzierte Wasserstoff-Brennstoffzellenauto vor und brachte im vergangenen Jahr seinen Mirai der zweiten Generation (japanisch für „Zukunft“) auf den Markt. Die Regierung subventioniert 135 Wasserstofftankstellen im ganzen Land, bisher die größte Anzahl der Welt.

Japan wird seine Pläne zum Aufbau einer „Wasserstoffgesellschaft“ bei den Olympischen Sommerspielen in die Welt tragen, bei denen das Wasserstoffgas die Flamme im olympischen Kessel befeuern und das olympische Dorf mit Strom versorgen wird. Hunderte von Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeugen werden während der Spiele Menschen befördern.

Wie kam es zum japanischen Wasserstoff-Boom?

Japans Wasserstoffpläne beginnen ironischerweise in den riesigen Braunkohlebergwerken von Australien. Die Idee zum Wasserstoff ist in einem Kohlekraftwerk im Latrobe Valley des australischen Bundesstaates Victoria gekommen. Man hatte die Idee, Strom aus Braunkohle, der selbst bei Australiens kohleintensiven Energienetz als so schmutzig gilt, das neue Alternativen gesucht werden, zur Produktion von Wasserstoff zu nutzen.

Durch Energie muss Wasser in seine Bestandteile elektrolysiert werden: Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird dann durch Abkühlen auf minus 423 Grad verflüssigt und auf speziell gebauten Supertankern zu einem neuen Entlade- und Speicherterminal im Hafen von Kobe transportiert. Kobe liegt im Südwesten Japans und hat einen der größten japanischen Seehäfen. Von dort aus können Kraftwerke, Transportunternehmen und Industrie in Japan mit Wasserstoff versorgt werden.

Wasserstoff – ein Energieträger unter Kritik

Umweltschützer wie Mika Ohbayashi vom Renewable Energy Institute (REI) haben gemischte Gefühle, was die Idee des Wasserstoffes angeht. Wasserstoff hat einen Platz in einem dekarbonisierten Japan (ein Japan mit niedrigem Kohlenstoffumsatz zur Energiegewinnung). Die Idee, fossile Brennstoffe zu verbrennen, um Wasserstoff zu produzieren, missfällt der Klimaschützerin jedoch entschieden.

Zudem sei die Technologie zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung unpraktisch, unwirtschaftlich und potenziell riskant, da gespeichertes Kohlendioxid in die Atmosphäre zurückfließen könnte. Solche Wasserstoff-Projekte seien zu sehr auf traditionelle und politisch einflussreiche Industriegiganten angewiesen. 

Umweltschützer kritisieren, dass die Innovatoren für erneuerbare Energien damit in den Hintergrund geraten. Daher fordern diverse Umweltschutzorganisation, erneuerbare Energiequellen zur Erzeugung von sogenanntem „grünem“ Wasserstoff zu nutzen. Allerdings unterstützt auch in diesem Bereich Japan Projekte, um sich als führende Nation im Bereich Wasserstoff zu präsentieren.

Namie liegt nur sechs Meilen nördlich des zerstörten Kernkraftwerks Fukushima Daiichi. Die japanische Organisation für die Entwicklung neuer Energie- und Industrietechnologien (NEDO) hat dort das weltweit größte „grüne“ Wasserstoffkraftwerk an einem Standort errichtet, an dem einst ein Kernkraftwerk gebaut werden sollte. Auf mehr als 44 Hektar großen Feldern, die nach der Überschwemmung mit salzigem Meerwasser 2011 nicht mehr für die Landwirtschaft geeignet sind, stehen 68.000 Photovoltaik-Module für einen 20-Megawatt-Solarpark.

Japan geht in Sachen Energiewirtschaft neue Wege. Das moderne Japan möchte sich als grün und umweltbewusst präsentieren. Es bleibt abzuwarten, was sich bis 2050 wirklich tut und ob nicht nur viel heiße Luft gemacht wird.

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