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Japans Friedensboot mit Geschichten von Atombomben-Überlebenden 2021 virtuell

Die japanische Nichtregierungsorganisation Peace Boat hat bis heute mehr als 170 Überlebende der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki von 1945 um die ganze Welt gebracht. Menschen auf der ganzen Welt erzählen von ihren Erfahrungen und fordern die Abschaffung von Atomwaffen.

Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie Anfang 2020 führte zu einem Stopp von Seereisen und verringerte die Chance für die Überlebenden von Atombomben (Hibakusha genannt), direkt mit anderen Menschen zu interagieren. Es hat ihnen aber auch Möglichkeiten eröffnet, zuvor unzugängliche Gebiete virtuell zu erreichen.

Oktober 2020: Das Orizuru Project Online entsteht

Jede Sekunde zählt für die Überlebenden, die auch immer weniger werden. Im Oktober 2020 wurde daher das "Orizuru Project Online“ vom Peace Boat-Veranstalter ins Leben gerufen. Orizuru sind dabei die bekannte Papierkraniche, die auch ein Zeichen des Friedens setzen sollen. Das Ziel ist es hier 190 Länder zu erreichen. In den 10 Monaten seit dem Start wurden bereits 37 Mal Online-Reden abgehalten, die in über 30 Ländern, insgesamt 2.400 Live-Zuschauern weltweit erreichten.

Bewegende Erzählungen über ein einmaliges Ereignis

In der letzten Sitzung vom 9. August, dem 76. Jahrestag der Bombardierung von Nagasaki, präsentierte Shizuko Mitamura ihre Geschichte zum ersten Mal online als Teil des Projektes Peace Boat. Ihre Geschichte erzählte sie für Menschen aus Frankreich.

Als die Bombe fiel, aß die 3-jährige Mitamura mit ihrem Bruder und ihren beiden Schwestern in ihrem Haus etwa 4 Kilometer vom Hypozentrum entfernt. Sie erlebten die Explosion und Mitamura und ihre Geschwister aßen weiter, ohne genau zu wissen, was es war.

Die Auswirkungen dieser radioaktiven Strahlung haben Generationen überdauert, nicht nur Mitamura und ihre Schwestern litten an verschiedenen Krebsarten, sondern auch deren Töchter, von denen einige später an der Krankheit starben. Mitamuras eigene Tochter vor etwa 10 Jahren. Den Tod der Tochter kommentierte sie so:

"Das war der Moment, als ich wirklich das Gefühl hatte, dass Krieg nicht richtig ist.“

Für sie war es der wichtigste Grund, Geschichtenerzählerin zu werden. Sie nahm 2008, dem Jahr der Gründung, an der ersten Orizuru-Projektreise von Peace Boat teil. Außerdem sprach sie zum 70. Jahrestag des Atombombenabwurfes im Jahr 2015. Die heute 79-jährige Mitamura engagiert sich mit ihrem Mann regelmäßig ehrenamtlich als Führerin an Orten, die mit dem Bombenanschlag zu tun haben. Sie zeigt normalerweise die Ruinen der Shiroyama-Grundschule und das Atombombenmuseum von Nagasaki.

Von einmaligen Gedenkprojekt zur jährlichen Veranstaltung

Offiziell als "Global Voyages for a Nuclear-free World" auf Englisch bekannt, wurde das Projekt als einmaliges Ereignis ins Leben gerufen. Aber seine enormen Auswirkungen auf die 103 Überlebenden der Atombomben, die daran teilnahmen, veranlassten die Organisatoren, es jährlich fortzusetzen. Rika Watanabe ist Internationale Bootskoordinatorin von Peace Boot und erklärte es so:

„Wir waren der Meinung, dass wir nicht mit nur einer Veranstaltung aufhören sollten. Aber da wir nicht jedes Mal 103 oder 100 Personen haben konnten, haben wir uns entschieden, es nachhaltig zu gestalten. Wir luden jedes Jahr eine Gruppe von etwa 10 oder 20 Personen ein.“

Bis heute wurden im Rahmen des Projekts über 18 Reisen unternommen, auf denen Hibakusha ihre Botschaft in alle Ecken der Welt brachten. Obwohl Hibakusha meist ihre Leidensgeschichte erzählen wollen, werden sie meist selbst berührt. Einige beschreiben beispielsweise besondere Solidaritätsgefühle, wenn sie andere Kriegsopfer treffen, wie die von Agent Orange in Vietnam und Überlebende des Konzentrationslagers Auschwitz in Polen. Obwohl die Erlebnisse nicht vergleichbar sind, entsteht zwischen den Menschen bei den Treffen schnell eine tiefe Verbundenheit.

Länder wurden erreicht, die vorher nie in Betracht gezogen wurden

Die Verantwortlichen agieren meist unter dem Motto: Wenn man sich in einer Sprache verständigen kann, kann man Grenzen überschreiten und Menschen an einem Ort zusammenbringen. Die virtuellen Veranstaltungen haben es Peace Boat auch ermöglicht, Binnenländer wie die Mongolei zu erreichen, die zuvor aufgrund fehlender Häfen nicht erreichbar waren.

Für im Ausland lebende Hibakusha wie Junko Watanabe sind Online-Events zudem besonders praktisch, da sie nicht zuerst nach Japan fliegen müssen, von wo aus die Friedensboot-Kreuzfahrten starten.

Junko wurde im November 1942 geboren. Sie war zum Zeitpunkt der Bombardierung von Hiroshima erst 2 Jahre alt und zog mit ihrem Ehemann 1967 nach Brasilien. Zu jung, um sich an den Tag zu erinnern, erfuhr sie erst, dass sie ein Hibakusha war, als sie zu ihren Eltern in Hiroshima im Alter von 38 Jahren zu Besuch kam. Sie sei radioaktiven "schwarzen Regen" ausgesetzt gewesen, der nach dem US-Atombombenabwurf 1945 etwa 18 km vom Hypozentrum entfernt gefallen war. Danach hatte sie wohl starken Durchfall bekommen, sodass die Eltern glaubten, sie könne sterben.

Junko dachte zuerst, sie hätte kein Recht, als Überlebende einer Atombombe zu sprechen. Sie hatte keine Erinnerungen an den Tag. Aber nachdem sie gesehen hatte, dass es immer weniger Hibakusha gab, musste sie etwas tun, um den Tag am Leben zu halten. Sie beschrieb den Umstand selbst wie folgt:

„Ich bin eine Hibakusha ohne Erinnerung an diese Zeit. Daher kann ich nicht über meine eigenen Erfahrungen sprechen. Aber in mir sind die Gedanken, Worte und Ausdrücke, die ich durch die Interaktion mit Hibakusha gewonnen habe, die sich erinnern und so kann ich weiter darüber reden."

Im Januar 2021 hörten über 100 Menschen aus Brasilien und Portugal ihre Online-Schilderung. Im April sprach sie mit rund 40 Studenten und Mitarbeitern der University of North Carolina Greensboro in den USA. Sie war in ihrem eigenen Zuhause. Sie erklärte die neue Technologie wie folgt:

„Als wir anfingen mit Online-Events, war es eine Alternative, da alle Kreuzfahrten eingestellt wurden. Aber wir haben festgestellt, dass es seine eigenen Vorzüge hat. Unsere Aktivitäten sind derzeit zu 100 Prozent online, aber in Zukunft möchten wir eine gute Balance zwischen den Schiffsreisen und Online-Events finden.“

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