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Yama no Hi – Ein neuer Feiertag für Japan

Am 11. August feiert Japan den "Yama no Hi", den Tag des Berges. Der neue gesetzliche Feiertag wurde schon 2014 vom Parlament beschlossen und wird im Jahr 2016 das erste Mal gefeiert. Der Tag soll den Menschen die Gelegenheit geben, den Bergen näher zu kommen und ihnen zu danken. Aber warum überhaupt ein neuer Feiertag?

Der Yama no Hi soll zwei Seiten helfen

Mit Einführung des Yama no Hi ist der Juni der einzige Monat, in dem es keinen gesetzlichen Feiertag in Japan gibt. Im August ist er der erste offizielle Feiertag. Dabei wirkt es manchmal, als würde die japanische Regierung ganz willkürlich Themen aufgreifen, die dann an einem spontan erklärten Feiertag gewürdigt werden sollen. Prominente Beispiele sind der Tag des Grüns (Midori no Hi) in der Goldenen Woche im Mai, der Tag des Meeres (Umi no Hi) im Juli und der weniger bekannte Tag der Kultur (Bunka no Hi) im November. Verwunderlich sind solche scheinbar willkürlichen Feiertage in Japan aber nicht, wenn man einen Blick auf das japanische Arbeitsrecht und die japanische Arbeitsmoral wirft. Nur zehn Tage bezahlter Urlaub stehen Arbeitnehmern zu, die ein halbes Jahr oder kürzer in einem Betrieb beschäftigt sind. Mit jedem weiteren Jahr der Beschäftigung kommt ein bezahlter Urlaubstag dazu, 20 sind maximal möglich. Außerdem gab es bisher 15 gesetzliche Feiertage in Japan, in denen zumindest ein Teil der Bevölkerung frei hat und einige große Betriebe und Bürohäuser schließen. Restaurants, Kaufhäuser, Konbini (Convenience Stores) und vor allem kleinere Betriebe haben aber trotzdem geöffnet, ungeachtet des Feiertags. Dazu kommt, dass viele Arbeitnehmer den ihnen zustehenden Urlaub gar nicht vollständig in Anspruch nehmen, denn in Japan empfindet man das eigene Fernbleiben von der Arbeit als Belastung für die Kollegen, denen man so zusätzliche Arbeit aufbürdet. In dem von Kollektivbewusstsein geprägten Japan, in denen man eigene Bedürfnisse hinter die Belange der Gesellschaft bzw. zur Entlastung anderer zurückstellt, führt das gleich zu mehreren Problemen. Zum einen riskieren die Betriebe eine ganze Reihe überarbeiteter Mitarbeiter, zum anderen fehlen der japanischen Wirtschaft die Investitionen, denn wer nicht frei hat, der kann auch kein Geld ausgeben und damit die Inlandswirtschaft ankurbeln.

Da es in Japan natürlich keine Urlaubspflicht gibt, sondern nur einen Urlaubsanspruch, können die Mitarbeiter selbstverständlich nicht gezwungen werden, ihre freien Tage auch tatsächlich zu nehmen. Die per Gesetz zustehende Zahl der Urlaubstage zu erhöhen, hätte aufgrund der Arbeitseinstellung der Japaner sicherlich kaum einen Effekt. Unter diesen Gesichtspunkten mutet es gar nicht mehr so seltsam an, dass die japanische Regierung durch zusätzliche Feiertage wie den Yama no Hi versucht, der übermäßigen Arbeitsmoral entgegenzusteuern oder längere arbeitsfreie Perioden am Stück zu schaffen.

Traditionelle Feste in Japan sind nicht immer Feiertage

Eines der traditionellen Feste in Japan ist das Obon Fest, bei dem die Ahnen geehrt werden. Im ganzen Land gibt es dazu viele Feste mit Lichtern und Tänzen.
Eines der traditionellen Feste in Japan ist das Obon Fest, bei dem die Ahnen geehrt werden. Im ganzen Land gibt es dazu viele Feste mit Lichtern und Tänzen. - Bild: © sakikimi - Fotolia.com

Nichtsdestotrotz geht es trotz aller Bestrebungen der Regierung, längere Feiertagsfolgen oder einzelne Pausen im Arbeitsjahr zu schaffen, auch bei japanischen Feiertagen um Tradition. Traditionelle Feste in Japan sind zum Beispiel die Obon Feiertage, die jedes Jahr im August begangen werden. Dabei gibt es regionale Unterschiede, sodass die Feierlichkeiten zwischen dem 6. und 22. August abgehalten werden, meistens um den 15. August herum. Der neue Yama no Hi soll eine Brücke zu den Obon Feierlichkeiten schlagen und einen Block freier Tage schaffen. Denn auch wenn die Obon Feiertage keine gesetzlichen sind, wird vielen Arbeitgebern in dieser Zeit bezahlter Urlaub gewährt. Während der Obon Feiertage, in denen die Ahnen geehrt werden und viele Feste mit Lichtern und Tänzen in ganz Japan stattfinden, fahren viele Japaner nach Hause zu ihren Familien. So erinnert Obon ein wenig an Neujahr, wenn die meisten Japaner mehrere Tage am Stück freinehmen, um mit ihren Familien in ihren Heimatorten zusammenkommen.

Neujahr und die Obon Feiertage sind aber längst nicht die einzigen traditionellen Feste in Japan. Spätestens wenn am 3. März die teuren Puppen für das Mädchenfest aufgestellt werden oder am 5. Mai die bunten Karpfen-Fahnen für das Kinderfest (ehemals Knabenfest) im Wind flattern, weiß man, dass das Feiern der Kinder und die guten Wünsche für ihr weiteres Leben tief in der japanischen Tradition verwurzelt sind. Zusätzlich gibt es noch einen Festtag speziell für kleine Kinder: Den Sieben-Fünf-Drei-Tag (Shichi Go San) am 15. November. An diesem Tag kleiden Familien ihre drei oder sieben Jahre alten Töchter in prächtige Kimono sowie fünf Jahre alte Söhne in förmliche Kleidung und besuchen zusammen mit ihnen einen nahegelegenen Schrein, um dort für ihre Sicherheit, Gesundheit und eine glückliche Zukunft zu bitten. Heutzutage suchen die Familien aber anstelle der örtlichen auch größere, berühmte Schreine auf.

Erst kürzlich feierte man in Japan übrigens das Sternenfest (Tanabata), das auf eine alte chinesische Fabel über einen Kuhhirten und eine Weberprinzessin zurückgeht, die durch die Milchstraße voneinander getrennt sind und sich nur einmal im Jahr für eine Nacht sehen können. Auch wenn dies kein gesetzlicher Feiertag ist, gibt es in vielen Orten in Japan Sommerfeste am 7. Juli und Traditionen wie das Festbinden kleiner Wunschzettel an Bambuszweigen.

Tag des Berges, Tag des Meeres und Tag des Grüns – Japan feiert die Natur

Eines der traditionellen Feste in Japan ist das Obon Fest, bei dem die Ahnen geehrt werden. Im ganzen Land gibt es dazu viele Feste mit Lichtern und Tänzen.
Japan feiert seine Natur mit dem Tag des Berges, dem Tag des Meeres oder dem Tag des Grüns. Gerade am Yama no Hi bietet sich ein Picknick beim Wanderausflug an. - Bild: © Yuko - Fotolia.com

Der Tag des Meeres oder der Tag des Grüns können noch nicht auf so eine lange Tradition zurückblicken. Ganz willkürlich gewählt sind die Themen des Yama no Hi, Umi no Hi und Midori no Hi jedoch nicht. Da Japan ein Inselstaat ist, ist er zu großen Teilen abhängig vom Meer, was sich nicht zuletzt in der großen Vielfalt der verschiedenen Fisch- und Algenarten auf der japanischen Speisekarte widerspiegelt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es mit dem Umi no Hi einen Feiertag gibt, an dem die Menschen dem Meer danken sollen; auch wenn dieser Tag hauptsächlich dazu eingeführt wurde, um im heißen, schwülen Sommer die lange feiertagslose Zeit zwischen Mai und September aufzulockern.

Beim Midori no Hi, dem Tag des Grüns oder Tag der Umwelt, verhält es sich ähnlich. Bis 2006 wurde dieser Tag am 29. April gefeiert und war kein gesetzlicher Feiertag. Nachdem der Showa no Hi – der Tag, an dem des vorherigen Kaisers Showa gedacht wird – im Jahr 2006 auf den 29. April verlegt wurde, wurde der Tag des Grüns auf den 4. Mai verschoben und somit offiziell Teil der Goldenen Woche. Am Midori no Hi sollen die Menschen die Natur genießen – die Notwendigkeit eines solchen Tages sollte man vor allem im stressigen Arbeitsalltag in Großstädten nicht unterschätzen – und der Schönheit der Natur gedenken. Auch die Umweltproblematik steht dabei im Vordergrund, denn Japan hat noch immer Aufholbedarf in Sachen Umweltschutz und Naturschutz.

Letztendlich ist auch der Yama no Hi nicht so weit hergeholt. Vermutlich denkt jeder bei den Worten "Berg" und "Japan" zuerst an den Fuji-san, Japans berühmtesten und schönsten Berg. Der Fuji und andere Berge sind zudem ein beliebtes Motiv in der Kunst, zum Beispiel in Gedichten, Sumi-E Zeichnungen, auf Noren, Paravents, Teedosen und mehr. Auch Grüntee und Reis, die beiden wohl wichtigsten Produkte Japans, gedeihen meistens in bergreichen Regionen mit gemäßigtem Klima und klarem Quellwasser. Nicht zuletzt sind viele der Berge in Japan aktive oder inaktive Vulkane, die nicht nur für nährstoffreiche Böden, sondern vor allem auch für die äußerst beliebten heißen Quellen, die Onsen, die Grundlage bilden. Da in Japan Freizeitbeschäftigungen wie Wandern oder Picknick beliebt sind, gibt dieser zusätzliche Feiertag den Familien die Möglichkeit, mehr Zeit gemeinsam zu verbringen. Und warum nicht das Picknick auf eine schöne Wiese in den Bergen verlegen und gleichzeitig die tolle Aussicht genießen?

Japan ist mit einer wunderbaren Natur gesegnet, deren Schönheit man durchaus feiern kann und der man dankbar sein sollte, da sie nicht nur die Grundversorgung sicherstellt, sondern auch einen angenehmen Kontrast zum stressigen Arbeitsalltag bietet. In diesem Sinne: Lasst uns diesmal die Berge feiern! Einen fröhlichen Yama no Hi!

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2 Kommentare

  • Ralph P. Görlach , 12. August 2016 5

    Sehr deutsche Ansicht zu Japan

    Ich würde sagen, dass dieser Beitrag stark von einer deutschen Sichtweise geprägt ist. Japan ist nicht Deutschland, auch wenn die Japaner mitunter als die Preußen Asiens bezeichnet werden, denn auch Preußen ist nicht und war auch nie Deutschland. Ich nehme zum Beispiel mal das Picknick auf einer grünen Bergwiese. Ich bin schon oft in Japan in den Bergen gewandert, aber grüne Bergwiesen und Almen, wie man sie aus Deutschland kennt, sind mir in Japan bisher noch nicht begegnet ...

    Dass Japaner wegen des wenigen Urlaubs weniger Gelegenheit hätten Geld auszugeben und damit die Binnenwirtschaft anzukurbeln, halte ich gleichfalls für ein Märchen. Im Gegensatz zu uns Deutschen verstehen es die Japaner viel besser die knappe Freizeit wirklich zu genießen und sich auch zu erholen. Der Service und den Comfort, den man in japanischen Resorts oder traditionellen Ryokans genießen kann, ist noch nicht einmal ansatzweise mit dem zu vergleichen, was in Deutschland als gehobener Standard betrachtet wird. Hier in Japan kann man sich auch bei einem Tagesausflug mit Übernachtung ausgezeichnet erholen und danach mit frischer Kraft in den Alltag starten. In Deutschland habe ich bisher vergleichbare Angebote vergebens gesucht.

    Ganz allgemein denke ich, sollte man Japan nicht mit Deutschland vergleichen und umgekehrt. Jedes Land hat seine kulturellen Besonderheiten, die respektiert werden müssen. Während in Japan das Allgemeinwohl und das Miteinerander im Vordergrund steht, ist Deutschland hingegen eine Nation von Einzelkämpfern. Wer die stärkeren Ellbogen hat, gewinnt. Ein Japaner brachte in diesem Zusammenhang einmal ein sehr schönes Beispiel aus dem Business: Wird einer Gruppe von Deutschen und Japanern eine schwierige Aufgabe übertragen, mag es sein, dass der eine öder andere Deutsche die Aufgabe löst. Die Japaner aber sind in jedem Fall als erste fertig, weil sie die Lösung der Aufgabe gemeinsam angehen und dabei jeder im Team seine Stärken optimal zum Einsatz bringen kann und vor allem alle nicht nur an einem Strang sondern auch alle in die gleiche Richtung ziehen.
  • Japanwelt, 22. August 2016 5

    Japan und Deutschland

    Hallo Herr Görlach,

    vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar und die intensive Beschäftigung mit dem Thema. Wir hatten bei den grünen Bergwiesen keine Alm wie in Bayern und Österreich im Sinn, doch auch in Japan gibt es Rastplätze in den Bergen und wir kennen auch selbst wanderbegeisterte Japaner. Wie in Süddeutschland, Österreich oder der Schweiz darf man sich das aber selbstverständlich nicht vorstellen.

    Sicherlich haben die Japaner wie kaum ein anderes Volk den Kurzurlaub perfektioniert, sodass sich viele auch innerhalb eines Tages oder eines langen Wochenendes entspannen können. Doch auch in Japan kann das sicherlich nicht jeder, je nach Beruf kann auch ein längerer Urlaub zur effektiven Erholung erforderlich sein. Die japanischen Ryokan, Onsen und Resorts bieten unbestritten einen sehr hohen Komfort und haben einen sehr hohen Erholungseffekt. Aber auch in Deutschland gibt es vergleichbare Wellness-Hotels, Thermen und Spas, die für den gleichen Zweck für ein Wochenende oder einen Entspannungstag genutzt werden. Dennoch haben die japanischen Resorts dabei sicherlich die Nase vorn und unbestritten wissen die Japaner, was es braucht, um in kurzer Zeit neue Energie zu tanken und viele schöne Erlebnisse unterzubringen.

    Was das Aufgaben lösen und die Teamarbeit anbelangt, glauben wir nicht, dass sich das so pauschalisieren lässt, auch wenn das Kollektivbewusstsein in Japan sehr viel stärker ausgeprägt ist als in anderen Gesellschaften. Auch in Deutschland hat man aber das Prinzip von Teamwork verstanden und kommt nicht immer nur mit Ellenbogen weiter. Dafür gibt es auch in Japan nicht nur optimale Strukturen und Arbeitsweisen, das kommt halt auch auf die Persönlichkeiten und Fähigkeiten der beteiligten Menschen an.

    Vielen Dank für die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Artikel und Ihren Kommentar. Wir würden uns freuen, wenn Sie auch zukünftig unseren Blog verfolgen und uns Ihre Meinung in einem Kommentar mitteilen würden, da wir uns kontinuierlich verbessern und auf die Erfahrungen und Wünsche unserer Kunden und Leser eingehen möchten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Team von Japanwelt

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