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Japanischer Film von Uber Eats-Fahrern über das Leben mit dem Kurier-Job

Ein 28-jähriger Mann wurde durch die Coronavirus-Pandemie an den Rand gedrängt und entschied sich ohne Einkommen und mit nur rund 300 Yen (etwa 2 Euro), nach Tokio zu ziehen, um Uber Eats-Fahrer zu werden. Ab April 2020, als der erste Ausnahmezustand des Landes ausgerufen wurde, radelte er einen Monat lang durch Japans Hauptstadt. Er filmte sich und das Stadtbild mit seinem Smartphone und einer kleinen Kamera. Jetzt ist aus dem Filmmaterial ein Dokumentarfilm geworden, wobei „Tokyo Jitensha Bushi" am 10. Juli 2021 Prämiere feierte.

Der mutige Regisseur hinter dem Film

Taku Aoyagi ist der Regisseur von "Tokyo Jitensha Bushi". Er hat auf eine Chance gewartet, seinen eigenen Film zu drehen, während er in seiner Heimatstadt in der Präfektur Yamanashi Videoproduktionen und Teilzeitjobs für einen ausgewiesenen Fahrdienst machte. Aber das Coronavirus nahm ihm seine Arbeit und ließ ihn ohne Einkommen zurück. Daraufhin beschloss er in Tokio für Uber Eats zu arbeiten.

"Ich interessierte mich auch für Tokio ohne die üblichen Menschenmassen. Ich begann zu filmen, weil ich dachte, dass ich vielleicht etwas finden könnte, wenn ich Platten aus der Perspektive eines frei mit dem Fahrrad fahrenden Lieferfahrers mache.

Was ist Uber Eats?

Mitarbeiter des Lebensmittellieferdienstes Uber Eats werden als Einzelunternehmer unter Vertrag genommen. Das Unternehmen wurde im September 2016 in Japan gegründet und verzeichnet seit letztem Jahr einen Anstieg der Nachfrage nach Lebensmittellieferungen, da viele während der Pandemie zu Hause geblieben sind. Immer mehr Menschen haben mit Lebensmittellieferungen begonnen. Zu erst hatte der Regisseur dabei recht romantisierende Vorstellungen von den Lieferdienstfahrern:

 „Zuerst bewunderte ich die Arbeit der Fahrer. Ich stellte sie mir als Verbindung zwischen den Menschen in Tokio vor, wo der Menschenstrom abgeschnitten war und der Stadt ein Gefühl von Menschlichkeit verliehen ließen Produkte vor der Tür stehen und trafen selten Kunden persönlich. Ich weiß nicht einmal, wem meine Dienste geholfen haben. Mir wurde klar, dass ich nur ein Teil eines größeren Systems war.“

In dem Film werden Vorfälle gezeigt, bei denen Fahrradreifen durchlöchert wurden. Außerdem war das Mobiltelefon, das für die Annahme von Bestellungen und das Überprüfen von Karten erforderlich war, nicht immer einsatzfähig. Die Reparaturkosten für das Smartphone entsprachen ungefähr seinem täglichen Verdienst. Darüber hinaus war der Filmemacher schockiert, als er feststellte, dass er nicht gegen Arbeitsunfälle versichert war. Nach kurzer Zeit war der über Uber Eats sehr entsetzt:

„Selbst wenn ich hart arbeitete und verdiente, konnte ich nicht sparen. Als mir das klar wurde, fühlte ich uns wie entbehrliche Arbeiter. Die Arbeitgeber denken nicht an dein individuelles Leben oder behandeln dich als Person.“

Einsamkeit bestimmt Leben der Fahrer von Lebensmittellieferungen

Als er mit der Arbeit begonnen hatte, wurde er zunehmend einsamer. Er fühlte sich zunehmend in ein ein gewinnorientiertes System eingebunden, was er als sehr negativ wahrnahm. Etwa zur gleichen Zeit erzählte ihm eine ältere Frau, die er in den Lieferpausen traf, von ihren Kriegserlebnissen. Sie beschrieb, wie die Region, in welcher sie gelebt hatte, dem Erdboden gleichgemacht wurde. Für ihn wurde Tokio im Jahr 2020 wurde auch weggebrannt. Er erklärte den Umstand auch in einem Interview:

"Natürlich stehen in Wirklichkeit viele Gebäude, und es ist kein ausgebranntes Gebiet, weil es nicht so ist, als hätte es ein Feuer oder eine Katastrophe gegeben. Aber immer mehr Menschen wie ich fühlen sich einsam. Ihre Herzen haben sich verhärtet, diese Realität zu akzeptieren, in der Menschen durch ein System gespalten werden, das jemand anderes geschaffen hat. Die Landschaft in den Köpfen der Menschen, deren Herzen sich verschließen, überlagerte sich mit den Worten der Frau über eine dem Erdboden gleichgemachte Stadt. Ich dachte, etwas Schreckliches es passiert."

Für den Filmemacher ist Uber Eats ein System das Menschen ausbeutet und versklavt. Die Menschen würden die Grenzen des Kapitalismus sehen und sind ihnen ausgeliefert. Aus dem Grund fühlen sie sich einsam.

Uber hat ein "Quest"-System, das Fahrern zusätzliches Geld bietet, um bestimmte Ziele zu erreichen. Er hatte Tage an denen er in drei Tagen 70 Lieferungen austrug, damit er eine Belohnung erhält und ein kleines Erfolgserlebnis im Hob hat.

Obwohl der Regisseur deprimiert war, die Gesichter der Kunden, die er belieferte, nicht sehen zu können, zeigt der Film, wie er aktiv auf Menschen zugeht und sich mit ihnen in Tokio unterhält. Nach und nach gewann er Einblicke in das Leben. Der Film zeigt, wie kleine Interaktionen zwischen Fremden Möglichkeiten sein können, um die Einsamkeit zu lindern.

Der Film wurde am 10. Juli im Pole Pole Higashi Nakano im Bezirk Nakano von Tokio uraufgeführt und soll in Zukunft landesweit veröffentlicht werden.

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