Trusted Shops zertifiziert + 49 (0)30 - 31 80 81 51
 

Alt werden in Japan – die japanische Kunst der Dankbarkeit

Japan hat eine der ältesten Gesellschaften der Welt, gemessen am Durchschnittsalter der Bewohner. 2014 haben Analysten erwartet, dass mehr Windeln für Erwachsene als Kinder in Japan verkauft werden. Die Analyse überrascht wenig, da das Durchschnittsalter der Gesellschaft derzeit bei 45 Jahren liegt. Bis 2025 prognostizieren Experten sogar ein Durchschnittsalter der japanischen Gesellschaft von 50 Jahren.

Die Anthropologin Iza Kavedzija von der University of Exeter in Großbritannien hat über Jahre hinweg alte Menschen in der japanischen Metropole Osaka, südlich von Kyoto, befragt. 2019 hat sie über ihre Forschung das Buch „Making Meaningful Lives: Tales from an Aging Japan“ veröffentlicht. Sie war erstaunt, wie glücklich und zufrieden die alten Menschen in Japan sind.

Die Haltung zur Dankbarkeit war beeindruckend

alte-japanerin

Die Anthropologin zeigte sich sehr beeindruckt von der Haltung zur Dankbarkeit, welche die alten Japaner an den Tag legten. Die Senioren in der Stadt Osaka schienen sehr glücklich zu sein. Die Professorin von der Exeter University in England hat die Menschen über ein Jahrzehnt lang interviewt.

Immer wieder stellte sie fest, wie Bewohner Osakas, die in den 70ern, 80ern und 90ern Jahren alt sind, ihre Dankbarkeit ausdrückten, während sie ihre Lebensgeschichten beschrieben.

Der Satz "Ich bin dankbar" (arigatai) wurde in fast jedem Interview ausgesprochen. Danach folgte zumeist eine bedeutungsvolle, nachdenkliche Pause, kurz bevor sie den Satz verwendeten. Dr. Kavedzija schrieb in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Aging & Anthropology:

„Viele meiner Interviewaufnahmen haben, wie ich später feststellte, denselben Raum der Stille eingefangen, bevor ich mich bedankte.“

Großer Gegensatz beim Umgang mit dem Alter gegenüber dem Westen

Die Anthropologin bemerkte, dass es sich um einen relativ starken Gegensatz zu unserem Bild vom Altern handelt. Während im Westen die alten Menschen immer kahler werden und zu einem verbitterten Alten werden, die teilweise nach Osten schauen, zeigt sich in Japan ein ganz anderes Bild.

Japan ist die älteste Gesellschaft der Welt. Wenn es um die Pflege von alten Personen geht, scheint das Land der aufgehenden Sonne vieles richtig zu machen.

Im vergangenen Jahr hat Japan beispielsweise eine geringere Sterblichkeitsrate durch COVID-19 erlitten, die bislang um erstaunliche 93% unter der in Deutschland und 96% unter der in den USA liegt. Wo Japan jetzt angekommen ist, dahin werden andere Länder folgen.

Die Zahl der über 65-Jährigen in Amerika hat sich in 20 Jahren fast verdoppelt. Bis 2035 werden zum ersten Mal in der Geschichte mehr Senioren als Minderjährige erwartet.

In Japan sind Ökonomen besorgt über die wachsende Zahl älterer Menschen. Die Sozialsysteme stehen von immer größeren Problemen, sodass sie einem wirtschaftlichen Risiko ausgesetzt sind.

Studien haben jedoch gezeigt, dass viele ältere Menschen in einer besseren psychologischen Verfassung sind, als Ökonomen vorausgesagt haben. Der Glaube an die Zukunft, soziale Verbindungen und diese „Haltung zur Dankbarkeit“ sind Eigenschaften, die man nicht vermutet hatte. Die Menschen, die sich interviewte zögerten zu sagen, dass sie zufrieden mit dem Leben sind. Es würde in Japan nach Prahlerei klingen. Aus dem Grund nutzen sie den einfacheren Satz: "Ich bin dankbar."

Passende Artikel

Kommentar schreiben

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  1. Paravent, Futon und Tatami in Berlin bei Japanwelt online günstig kaufen
  2. News