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Reborn Dolls - Können Baby-Attrappen Eltern helfen?

Eine Frau aus Akai in der Präfektur Osaka (im Westen Japans) stellt Puppen her, die echte Babys imitieren. Sie sollen Eltern Trost spenden, die ihre Kinder in jungen Jahren verloren. Außerdem sollen sie Paaren helfen, die keine Kinder bekommen können.

Die Puppen fühlen sich wie echte Babys an und sehen verblüffend echt aus. Die gefühlsechten Puppen bestehen dabei hauptsächlich aus Silikon und Vinyl. In Japan werden die Babys als Reborn Dolls verkauft und sind ein echter Verkaufsschlager.

Was sind Reborn Dolls?

Reborn Dolls (wiedergeborene Puppen) sind handgemachte Kunstpuppen. Die Puppen wurden entweder aus einem Bausatz oder einer bestehenden Figur hergestellt. Der Künstler verändert das Aussehen dabei so, dass sie einem menschlichen Kind mit so viel wie möglich ähnelt.

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Der Prozess der Erstellung solcher Puppen wird als Wiedergeburt bezeichnet. Die wiedergeborenen Puppen werden daher auch als lebensechte Puppen oder wiedergeborene Babypuppen bezeichnet.

In den 1990er Jahren begannen Puppenliebhaber und Sammler realistischere Puppen erstellen zu wollen. Mittlerweile hat sich eine Industrie und Community hinter den lebensechten Puppen gebildet. Die meisten Reborn-Puppen werden online verkauft, es gibt sie aber ebenfalls auf Messen und Künstler verkaufen sie Vorort. Teilweise wird ein Adoptionsprozess imitiert.

2002 begann der Verkauf der Baby-Puppen auf eBay. Seitdem hat sich ein Markt entwickelt, wobei es zunächst lediglich um Zubehör ging. Puppensammler bewunderten das Aussehen, die Details und Genauigkeit der Puppen. Es wurde aber schnell eine andere Klientel erreicht, die jetzt ebenfalls in Japan durch die Babys angesprochen werden soll.

Reborn Dolls erfreuen sich in den USA, Kanada, Großbritannien, Europa, Afrika, Lateinamerika und vielen anderen Ländern der Welt großer Beliebtheit.

Künstler-Kollektiv zur Herstellung der japanischen Baby-Puppen

Die Babypuppen gestaltet die 46-jährige Akiko Nakamise. Sie arbeitet zu diesem Zweck mit sieben verschiedenen Künstlern aus Europa und den USA zusammen. Die Arbeitsschritte sind je nach Hautfarbe und Haartextur unterschiedlich. Teilweise werden bis zu 4 Farbschichten auf den Puppen aufgetragen, damit sie lebensecht wirken.

Die Kosten für die gefühlsechten Baby-Attrappen liegen zwischen 100.000 und 400.000 Yen was umgerechnet etwa 790 bis 3.165 Euro sind. Die Baby-Puppen werden in liebevoller Handarbeit hergestellt. Jedes Baby ist somit ein Unikat.

Baby-Ersatz für einsame Japaner

Nakamise hat vor etwa 8 Jahren mit dem Verkauf der Puppen begonnen. Damals hatte sie die Gründe einiger Käufer erfahren. Die Reborn Dolls wurden gekauft, um Trost zu spenden. Einige Japaner suchten Trost, weil sie keine Kinder haben konnten. Ein größerer Teil der Japaner kaufte jedoch die Reborn-Puppen, weil sie Kinder verloren hatten.

Mehr als 1.000 Reborn Dolls in 8 Jahren

Die Künstlerin hat laut eigenen Angaben mehr als 1.000 Baby-Puppen in den 8 Jahren verkauft. Das sind wenigstens 125 verkaufte Puppen im Jahr. Die Puppen sind sehr beliebt, da die pummeligen Händchen und die großen Knopfaugen schnell die Herzen der Kunden erobern. Die Menschen zaubern die Baby-Attrappen ein Lächeln auf das Gesicht. Die Gestaltung der Babys ist von der Liebe zum Detail geprägt.

Zudem sollen die Käufer schon beim ersten Treffen eine intime Bindung zur Puppe herstellen. Aus dem Grund gibt es einen speziellen Raum für das erste Treffen von Baby Doll und den neuen „Eltern“.

Was bringen die Puppen im therapeutischen Sinn?

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Die meisten Liebhaber der Reborn Dolls sind eigentlich Puppensammler. Andere Interessenten haben Fehlgeburten, Totgeburten oder den Tod eines Neugeborenen erlebt. Teilweise können die Personen aber auch keine Kinder bekommen und haben keine Adoptionsmöglichkeit. Beim sogenannten Leernest-Syndrom können die Puppen ebenfalls Trost spenden. Es bezeichnet ein Gefühl des Verlustes der Eltern, wenn das Kind sich langsam weiterentwickelt und unabhängig wird.

Sie können die Puppen als Ersatz für ein Kind nutzen. Einige Besitzer ziehen die Puppen an, waschen ihre Haare und gehen sogar mit ihnen in Kinderwagen spazieren oder einkaufen. Die emotionalen Reaktionen auf die lebensechten Puppen können relativ stark sein. Studien zeigen, dass eine Mutter beim Kuscheln mit ihrem Baby das Hormon Oxytocin freisetzt. Einige Psychologen glauben, dass die detailgetreuen Baby-Puppen die gleichen Reaktionen hervorrufen können.

Therapeutische Wirkung der Baby-Figuren ist stark umstritten

Einige Trauerbegleiter raten von der Nutzung solcher Puppen ab. Die Puppen können die verlorenen Kinder nicht ersetzen. Dem halten die meisten Besitzer entgegen, dass es eher um die Erinnerung an die Kinder geht.

Die Psychiaterin Sue Varma ist Lehrerin an der NYU School of Medicine. Sie ist der Meinung, dass es ein Problem sein kann, die Baby-Attrappen zu bemuttern, anstatt sie nur zu sammeln. Dies ist der Fall, wenn sie als Requisite verwendet werden und die einzige Form der Geselligkeit darstellen.

Die Psychiaterin Gail Saltz vom New York Presbyterian Hospital geht davon aus, dass die Puppen den Trauerprozess unterstützen können. Besorgnis sollte nur entstehen, wenn jemand zu sehr an der Baby-Puppe hängt. Wenn die Trauer um das eigentliche Kind nicht gelöst wird, kann es für die Eltern schädlich werden.

Der britische Arzt Ian James arbeitet bei einem geriatrischen Zentrum im Newcastle General Hospital. Er hat festgestellt, dass die Puppen dazu beitragen können, ältere Bewohner zu beruhigen. Sie können ihnen helfen, sich friedlich und ruhig zu fühlen.

Phänomen der wiedergeborenen Babys ist in Japan neu

Die Puppen mögen zwar in Europa, den USA und anderen Teilen der Welt bekannt und beliebt sein. In Japan sind sie hingegen nicht sehr verbreitet. Die japanische Puppenkünstlerin Akiko Nakamise hofft, dass die Japaner das gleiche Verständnis für die Puppen haben werden und sich die Idee in Nippon ebenfalls verbreitet.

Kulturell sind Puppen aller Art in Japan sehr verbreitet. Glücksbringer in Puppenform gehören zur japanischen Kultur. Die buddhistischen Darumas und die traditionellen Kokeshi-Puppen stehen in der Tradition. An den Kimmidoll-Dolls kann man jedoch erkennen, dass die Figuren eher kindlich und kitschig sind. Die lebensechten Darstellungen könnten daher viele Japaner abschrecken – das wird sich aber erst in Zukunft zeigen.

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