Japanischer Kerzenladen mit 107-jähriger Tradition

Kerzen können die Welt aufhellen und gleichzeitig die Herzen der Menschen erwärmen. Es gibt japanische Ladengeschäfte, die seit mehr als 100 Jahren Kerzen verkaufen. Deren Besitzer möchten, dass japanische Kerzen weiterhin durch eine starke und dennoch weiche Flamme gekennzeichnet sind und die Herzen der Menschen weltweit erwärmen.

Daiyo ist ein so ein Geschäft in Takashima in der Präfektur Shiga. Die Gründung des Ladens war vor 107 Jahren. Seitdem verkauft man dort Kerzen. Es ist das einzige Geschäft in der Präfektur, das japanische Kerzen mit einer traditionellen Technik namens "Tegake" herstellt und verkauft. Satoshi Onishi ist Besitzer in der vierten Generation. Der 41-jährige Japaner ist sich sicher:

"Kerzen liegen den Menschen immer noch am Herzen. Ich möchte, dass unsere Produkte irgendwann von Menschen auf der ganzen Welt verwendet werden."

Das Geheimnis der japanischen Kerzen

Im Gegensatz zu Kerzen aus Paraffinwachs, die aus Erdöl hergestellt werden, verwenden japanische Kerzen Wachs aus japanischen Wachs- und Lackbäumen. Die Kerzen werden durch ein charakteristisches "Tegake" -Verfahren hergestellt. Bei dem Verfahren wird wiederholt mit bloßen Händen Wachs um den Kerzendocht aufgetragen. Es braucht angeblich 10 Jahre, um die Technik mit der ganzen Perfektion zu erlernen.

Anders als westliche Kerzen werden japanische Dochte nicht aus Baumwolle sondern Washi-Papier hergestellt. Der Docht wird mit Igusagras (zur Herstellung von Tatami-Matten) und Baumwollfasern umwickelt. Das Kerzenwachs wird von Wachs- und Lackbäumen gewonnen. In Handarbeit werden 15 verschiedene Arbeitsschritte zur Schaffung einer Kerze durchlaufen. Einige Arbeitsschritte erfordern mehrere Zyklen. Lediglich 20 Handwerker in ganz Japan verstehen sich auf der Tradition Tegake (手掛け).

Da der Herstellungsprozess recht aufwendig ist, kann nur eine kleine Anzahl von Kerzen pro Tag geschaffen werden. Die Kerzen werden aus pflanzlichem Material hergestellt und gelten als veganes Produkt. Kleine Kerzen (9 cm hoch und 1,5 cm im Durchmesser) ohne Verzierungen werden für teilweise 5 Euro pro Stück verkauft. Mit Verzierungen können die Kerzen bereits 20 Euro kosten. Für religiöse Kerzen mit entsprechenden Verzierungen werden mehr als 100 Euro veranschlagt. Das Handwerk bietet zwar Qualität, hat aber auch seinen Preis.

Traditionelle japanische Kerzen erzeugen kaum Ruß. Sie sind zudem windabweisen. Das Licht ist weich und warm. Es wird von den Betrachtern als sehr sanft empfunden. Die traditionellen Kerzen aus Japan sind somit nicht vergleichbar mit den Massenprodukten im Westen.

Harte Zeiten für traditionelle Geschäfte in Japan

Der Besitzer hatte bereits in der Vergangenheit festgestellt, dass wir in einem Zeitalter leben, in denen es schwierig ist, ein Geschäft mit traditionellem Handwerk zu betreiben. In der vierten Generation erfolgte folglich beim Geschäftsalltag ein Umdenken. Es wurde eine neue Kerzenmarke mit dem Namen "Hitohito" geschaffen. Ziel war es die Artikel in Hotels in Tokio zu bringen. Der Laden war 2014 besonders stolz auf die Kreation, was die Qualität betrifft. Allerdings wollte keines der Hotels die Kerzen auf Lager haben – der Wert der japanischen Kerzen wurde nicht erkannt.

Onishi hat die Arbeit seines Vaters fasziniert, da sie zu seinem eigenen Wunsch passt, eine Karriere zu verfolgen, in der er sich mit der Gesellschaft verbunden fühle. Ein Gespräch mit seinem Vater habe ihn von der Idee überzeugt. Onishi begann seine Karriere bei Daiyo, nachdem er drei Jahre lang bei einem Räucherstäbchenhersteller in Kyoto gearbeitet hatte. Er fing seinem Vater als Lehrling an und erbte die traditionellen Fähigkeiten des Geschäfts. Er hat Vertrauen zu Kunden aufgebaut, indem er beispielsweise den Eiheiji-Tempel in der Präfektur Fukui mit Waren versorgte.

Japanische Kerzen im Ausland

Im November 2019 spürte Onishi die Grenzen der Inlandnachfrage in Japan. Für 10 Tage besuchte er dabei die USA und nahm die Kerzen seines Geschäfts mit. Er besuchte Läden, die sich auf Möbel und Kunsthandwerk spezialisiert hatten. Zwar war er sich der Neugier der amerikanischen Gäste in Japan über die Kerzen bewusst, dennoch wollte er die Schönheit seines Handwerks selbst vermitteln.

Anders als in Japan ist die Verwendung von Kerzen im täglichen Leben in den USA üblich. Als Onishi Erklärungen zu den Grundlagen des Materials und der Einstellungen der Kerzen anbot, in denen sie verwendet werden können, erhielt er viel positive Rückmeldungen. Für ihn war es ein sehr beeindruckendes Ereignis:

"Meine 10 Tage in Amerika haben Vertrauen geschaffen, um mich dem Verkauf in Übersee zu widmen und Produkte zu entwickeln, die auch im Ausland akzeptiert werden."

Europareise musste wegen Corona ausfallen

Obwohl der Besuch Europas im März 2020 geplant war, wurde die Reise wegen des Coronavirus verschoben. Trotzdem bleibt der Besitzer des Kerzenladens positiv gestimmt. Er ist sich sicher, dass das Vermitteln eines Lebensstils mit Kerzen und das Finden eines neuen Wertes darin den Wunsch der Menschen wecken wird, eine Kerze anzuzünden.

Der Laden plant offenbar auch, im Mai 2021 neue Produkte zu verkaufen, wobei der Schwerpunkt auf Werkzeugen liegt, die zur Begleitung von Kerzen verwendet werden können. Kerzenschnupftabak und Kerzendochttrimmer aus Messing werden daher ebenfalls im Geschäft angeboten.

Das japanische Geschäft von Onishi wird daher auch weiterhin Kerzen für religiöse Zwecke und die japanischen Haushalte verkaufen. Der Besitzer blickt dabei recht positiv in die Zukunft:

"Das Kerzenlicht selbst ist so eingerichtet, dass der Besitzer verschiedene Dinge davon spüren kann. Es ermöglicht jeder Person, ihre eigene einzigartige Ansicht zu haben, was einer der Reize der Kerzen ist. Ich möchte, dass die Kerzen ein enger Freund sind, der still dem Betrachter ein Ohr an seiner Seite leiht."

_{Hauptfoto von Puffyjet, CC BY 2.0 via flickr.}