Teddybären: Erinnerungs-Bären gegen die Trauer beim Verlust von Neugeborenen

Handwerker in einer Teddybärenfabrik in der westjapanischen Stadt Okayama stellen jährlich etwa 3.000 lebensgroße, ausgestopfte Erinnerungsbären für Neugeborene her. Die Artikel sind beliebt bei Menschen, welche die Geburt eines Kindes feiern. Sie bieten aber gleichzeitig Trost für Eltern, die den Verlust eines jungen geliebten Menschen betrauern.

„Poche Cigogne“: Teddys nach Maß - Idee ist 25 Jahre alt

Die Marke „Poche Cigogne“ – was auf Französisch „Storchentasche“ bedeutet – wurde vor 25 Jahren als weltweit erster Teddybärenhersteller auf den Markt gebracht, der maßgeschneiderte, handgefertigte „Gedenkbären“ herstellte. Sie haben schon damals genauso viel gewogen wie die neugeborenen Babys und auch die Maße waren identisch. Vierzehn Handwerker in einer Werkstatt in Okayama benötigen etwa zwei Monate, um die Artikel von der Bestellung bis zur Lieferung herzustellen.

Während viele Japaner Gedenkbären kaufen, um der Geburt eines Kindes zu gedenken oder ihren Eltern bei ihrer Hochzeitszeremonie zu danken, gab es in den letzten Jahren immer Menschen, welche ihren Verlust des Kindes ausdrücken möchten. Die Betreibergesellschaft Brain Network hat für solche Teddybären eine spezielle Website namens "Engelsbären", um den Wünschen von Frühgeborenen möglichst gerecht zu werden. Sie erfüllen damit ähnliche Aufgaben wie die japanischen Reisbabys.

Teddybären als Ausdruck der Trauer um ein verlorenes Kind

Chikako S. ist 42 Jahre alt und eine staatlich geprüfte Tagespflegerin in Osakas Naniwa-Station. Sie verlor 2009 ihren ältesten Sohn Kantaro im Alter von 1 Jahr und 5 Monaten. Aufgrund der schmerzlichen Erfahrung, ihr eigenes Kind plötzlich zu verlieren, wollte sie etwas zum Festhalten. Sie ließ Poche Cigogne einen Stoffbären mit einer Größe von 35 Zentimetern und einem Gewicht von 1.008 Gramm anfertigen – so groß wie Kantaro bei der Geburt war. Sie beschrieb ihre Intention wie folgt:

"Ich war so erleichtert, als ich es zum ersten Mal in der Hand hielt. Es brachte schöne Erinnerungen zurück. Ich fühle mich wirklich geheilt, obwohl seine Form sich von der eines Menschen unterscheidet. Ich kann meinen Sohn nahe spüren."

Ihre Familienmitglieder machten sich zunächst Sorgen, dass sie von dem Teddybären abhängig werden könnte. Offenbar genießt sie es, den Bären mit auf Reisen zu nehmen und gemeinsam schöne Blumen der Saison zu betrachten. In der Werkstatt wissen die Handwerker, dass jeder Kunde, der einen Bären bestellt, seine eigene und persönliche Geschichte hat. Die Handwerker machen sich Gedanken und nutzen die Hintergründe der Kundeninformationen, um individuelle Teddys zu erstellen.

Die Informationen zu den Geschichten werden von den Kunden teilweise in Briefform übermittelt. Am Ende freut es die Handwerker und das Unternehmen, wenn der individuelle Teddy einen Menschen zum Glück führt.