Hokkaidō – die abgeschiedene Insel Japans und Heimat der Ainu
Hokkaidō ist nicht nur die zweitgrößte und nördlichste Hauptinsel Japans. Zur gleichnamigen Präfektur gehören neben der Insel Hokkaidō selbst noch 508 weitere, häufig sehr kleine und teils unbewohnte Inseln.
Die „Straße von Tsugaru“ trennt Hokkaido von Honshū und die Präfektur Aomori. Der schmale Meereskanal, unter dem heute auch der mit 54 Kilometer zweitlängste Unterwassertunnel verläuft verbindet die Inseln miteinander.
Daneben bestehen Fährverbindungen von Hakodate und Tomakomai nach Aomori. Die größte Stadt und Verwaltungssitz von Hokkaidō ist Sapporo. Hier fanden 1972 auch die ersten Olympischen Winterspiele in Asien statt.
Neben Sapporo mit seinen knapp 2 Millionen Einwohnern gibt es vor allem mittlere Großstädte und Kleinstädte auf Hokkaidō. Die Präfektur ist für japanische Verhältnisse dünn besiedelt und zeigt sich klimatisch als rau mit kalten und schneereichen Wintern, aber deutlich milderen Temperaturen im Sommer.
Die sich im Norden anschließende Inselkette der Kurilen steht seit dem zweiten Weltkrieg komplett unter russischer Kontrolle, was immer wieder zu Spannungen führt. Japan beansprucht zumindest den südlichen Teil der Inselkette für sich.
- Der historische Otaru Kanal auf Hokkaido - Bild: © leungchopan - Stocks.Adobe.com
Der Nordbezirk und seine Geschichte
Die Geschichte der Insel und des „Nordbezirks“ unterscheidet sich deutlich vom Rest Japans. Die japanischen Fürstenhäuser und Shogune übten schon etwa ab dem 11. Jahrhundert Einfluss auf die Insel und das hier ansässige indigenen Volk der Ainu aus. Das auch als Ezo bekannte Volk nannte seine Heimat bis dahin Ezochi.
Doch erst im 15. Jahrhundert wurde Hokkaidō zu einer Art Randprovinz. Aufgrund des harten Klimas, das sich nicht für den Reisanbau mit den herkömmlichen Sorten eignete, kam es erst spät zu wirklich festen Niederlassungen.
Ein echter Teil Japans wurde Hokkaidō sogar erst im 19. Jahrhundert, als aus Europa importierte neue landwirtschaftliche Techniken auch in kalten Regionen den Reisanbau ermöglichten.
Mit der beginnenden intensiven Besiedlung der Insel durch Japaner begann auch die größtenteils durch Zwang erfolgende Assimilation der Ainus in die japanische Gesellschaft, die man heute wieder in Teilen rückgängig zu machen bzw. abzumildern versucht.
- Hakodate – Japans Food-Mekka - Bild: © SeanPavonePhoto - Stocks.Adobe.com
Heimat der Ainu - die letzten Ureinwohner Japans
Die Ureinwohner Hokkaidōs nennen sich heute selbst Ainu (Mensch) oder Utari für Kamerad. Genetische Untersuchungen legen nahe, dass es sich bei den Ainu tatsächlich um direkte Nachfahren der Jōmon handelt. Die Jōmon besiedelten als erste Menschen die japanischen Inseln. Ihre Kultur kann bis ins 3. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgt werden und war in ganz Japan vorherrschend.
Bis heute leben einige wenige Ainu als Jäger und Sammler. Die häufig unter Zwang durchgeführten Assimilationsbestrebungen der japanischen Regierung und ein genereller, meist latenter Rassismus gegen die fast europäisch hellhäutigen und deutlich stärker behaarten Ainu haben die Kultur und das Volk beinahe ausgelöscht.
Heute leben in ganz Japan nach Schätzungen (und Selbsteinschätzungen) noch zwischen 25.000 bis 200.000 Ainu. Seit 2008 sind sie als eigenständiges indigenes Volk offiziell anerkannt und die japanische Regierung versucht sogar, Sprache und Kultur der Ainu wieder zu beleben.
Sehenswürdigkeiten auf Hokkaidō
- Der winterliche Odori Park in Sapporo - Bild: © anujakjaimook - Stocks.Adobe.com
Eine der Hauptattraktionen auf Hokkaidō ist die über weite Strecken geradezu unberührte Natur der Insel, die in den Sommermonaten von Juni bis September viele Wanderer, Radfahrer und Camper anzieht.
Im Winter ist Hokkaidō die wahrscheinlich beste Skiregion in ganz Japan mit sehr hoher Schneesicherheit. Insbesondere die sehr gut ausgebauten Pisten und Infrastruktur um Sapporo, die seit dem Ausrichten der olympischen Winterspiele 1972 noch deutlich gewachsen sind. Überhaupt ist Sapporo, die Hauptstadt sehenswert und bietet im Winter mit dem Sapporo-Schneefestival einen touristischen Höhepunkt.
In Hakodate, der ältesten Stadt auf Hokkaidō befindet sich einer der berühmtesten Fischmärkte ganz Japans. Hakodate gilt als kulinarisches Mekka – der Fisch aus dem kälteren, nördlichen Meeren hat eine besonders hohe Qualität. Beliebt sind auch die vielfältigen Gemüsesorten, die in der Gegend angebaut werden, wie der inzwischen weltweit beliebte Hokkaidō-Kürbis.
Neben einem traditionellen Onsen-Besuch empfiehlt sich die Teilnahme an einem der vielen Kochkurse, die hier etwa dreimal günstiger als in Tokio sind. Mehr Informationen zu den Ureinwohnern bietet das Ainu-Museum. In Hakodate darf man sich nicht das Goryokaku, ein historisches Fort und erster Verwaltungssitz der Insel in Hakodate entgehen lassen.
Hokkaidō ist ein echter Geheimtipp für Abenteuerlustige und Genießer!
Passende Artikel
Kommentar schreiben