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Vertical Farming: Die japanische Eisenbahn baut Gemüse in Bahnhöfen an

Der Bahnbetreiber JR East aus der Region Tokio hat große Pläne. Die Bahnhöfe sollen umweltfreundlicher werden, während gleichzeitig der Boom der Indoor- oder vertikalen Landwirtschaft genutzt wird.

Das Unternehmen East Japan Railway möchte Gemüse in den eigenen Innenräumen anbauen. Die Idee wurde vom deutschen Startup Infarm übernommen, das den Bahnbetreiber als Investor zählt. Infarm hat sich mit der japanischen Lebensmittelkette Summit zusammengetan, um Gemüse mit Anbauleuchten anzubauen und vor Ort zu verkaufen.

Frischer Salat als Verkaufsargument von Indoor-Farmen

Seit Januar 2021 werden in einem Summit Store in Tokios Bezirk Adachi in riesigen Regalen Salat und anderes Gemüse angebaut. Mit 213 Yen (rund 1,60 Euro) für einen Salatkopf ist er fast doppelt so teuer wie konventioneller Salat, der im Freien angebaut wird. Der Laden nutzt die Frische als Verkaufsargument.

Infarm hat auch Innenfarmen in Geschäften gebaut, die von Kinokuniya, der gehobenen Supermarkttochter von der East Japan Railway Company, betrieben werden. Insgesamt fünf Summit- und Kinokuniya-Geschäfte in der Region Tokio beherbergen derzeit Innenraum-Farmen.

Jetzt beabsichtigt JR East, den Betrieb auf Einkaufskomplexe innerhalb von Bahnhöfen auszudehnen. Die von Infarm bereitgestellten Produktionsregale können dezentral installiert werden, sodass keine massiven Gewächshäuser die Räume belegen.

Innenraum-Landwirtschaft – der neue Trend

Infarm hat über 1.200 Indoor-Landwirtschaftsanlagen an über 30 große Einzelhändler in Europa und Amerika geliefert. Unter anderem haben Marks & Spencer in Großbritannien und die US-amerikanische Lebensmittelkette Krogers ähnliche Projekte gestartet.

Bei den Farmen wird nichts dem Zufall überlassen. Sensoren erfassen Daten zu Feuchtigkeit, Wärme, Helligkeit, Wasserstand, Düngervolumen und anderen Wachstumsbedingungen. Die Daten werden in einer Cloud gespeichert. Ein KI-Programm steuert die Einheit und schafft automatisch optimale Bedingungen für das Wachstum der verschiedenen Pflanzen.

Der Vorteil ist, dass es keine Umweltfaktoren gibt, die beachtet werden müssen. Damit sind die Produktionskosten sehr stabil. Trotzdem bleibt die Steuerung der Maschinen kostenintensiv, wobei Infarm die Kosten seit dem Beginn bereits senken konnte.

Von der Aussaat bis zur Ernte werden 50.000 Daten gesammelt. Die Menge an Licht und Dünger wird dabei immer wieder angepasst, um eine gute Ernte zu garantieren. LED-Lichtquellen haben im Laufe der Zeit zur Reduzierung der Kosten bei den Indoor-Landwirtschaftskammern gesorgt. Sie verbrauchen so mittlerweile 40% weniger Strom. Ab 2023 möchte Infarm mit der Weiterentwicklung so weit sein, dass man profitabel arbeiten kann.

Welche ökologischen Vorteile bietet Innenraumlandwirtschaft

Die ökologischen Auswirkungen konventioneller landwirtschaftlicher Betriebe sind enorm. Etwa 70% des weltweit verbrauchten Wassers sollen in der Landwirtschaft genutzt werden. Die globale Erwärmung und Wüstenbildung wird die Fläche des Ackerlandes zunehmend verringern. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich Farmen und Landwirtschaft in Innenräume verlagern. Die Agrarindustrie muss neue Wege gehen.

Durch die automatisierten Steuerungen kann der Wasserverbrauch reduziert werden. Laut Infarm selbst verbraucht man 95% weniger Wasser als eine Freilandfarm. Ansonsten ist die vertikale Landwirtschaft, in der Pflanzen an Wänden angebaut werden, ebenfalls dank dem platzsparenden Anbau hilfreich. Singapur setzt darauf, weil nicht so viel Platz für den Anbau von Nahrungsmitteln vorhanden ist. Auf 2 Quadratmeter Fläche kann ein Ertrag von 250 Quadratmetern konventioneller Agrarindustrie erzielt werden.  

Ansonsten möchte man durch die Installation von Farmen in Einkaufsräumen den Ausstoß von Kohlendioxid reduzieren. Der Transport von den landwirtschaftlichen Unternehmen zum Markt fällt schließlich weg.

Wie sind die zukünftigen Aussichten der vertikaler Landwirtschaft?

Laut Juniper Research wird der sogenannte Agritech-Markt (zu dem Indoor-Farmen zählen) von 2020 etwa 9 Milliarden US-Dollar Umsatz auf 2025 bis zu 22,5 Milliarden US-Dollar wachsen. Der Markt für vertikale Landwirtschaft wird voraussichtlich von 2,7 Milliarden US-Dollar auf 6,7 Milliarden US-Dollar steigen. Aus dem Grund konkurrieren derzeit diverse Firmen auf dem Markt.

Der US Rivale Bowery Farming automatisierte den gesamten Anbauprozess von der Aussaat bis zur Ernte mit Robotern. Das Unternehmen hat Anlagen für mehr als 100 Arten, die gleichzeitig angebaut werden können. Kräuter, Erdbeeren und viele weitere Pflanzen werden nebeneinander angebaut. Die Anbauzeit ist gegenüber Freilandfarmen wenigstens halbiert. Walmart und Amazon Fresh vertreiben derzeit die Produkte von Bowery Farming.

Japanische Unternehmen sind ebenfalls im Indoor-Farming Markt vertreten. Die Firma Spread aus Kyoto richtet eine Gemüsefabrik beim Energiekonglomerat Eneos Group ein. Das Gemüse wird in den Großraum Tokio geliefert. Seit 2013 ist die Produktion profitabel.

Das in Tokio ansässige Farmship baut in Zusammenarbeit mit einem Handelshaus eine der größten Gemüsefabriken Japans. Im April 2022 soll sie voraussichtlich fertiggestellt werden. Die Anlage wird 3 Tonnen Spinat pro Tag produzieren können.

Gemüse aus der Fabrik ist jedoch immer noch teurer als Gemüse aus konventionellem Anbau. Die Unternehmen stehen daher massiv unter Druck. Das Unternehmen Mirai war einer der Pioniere Japans auf dem Gebiet des Indoor-Farmings. 2015 stand die Firma vor der Insolvenz. Das Defizit war zu groß, es folgte eine Umstrukturierung. Seitdem werden nur Bereiche unterhalten, in denen man durch größere Erträge produktiver sein kann als Freilandlandwirtschaft.

Bildquelle: "20120208_1648 Chicago O'Hare Airport Vertical Farm" von chipmunk_1, CC BY-SA 2.0

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