Japans Olympia-Ministerin: Olympiade hat keinen Corona-Infektionsanstieg verursacht
In Japan sind die Corona-Infektionszahlen während der Olympiade stetig angestiegen. Seit dem 1. Juli 2021 gab es 430 Covid-19-Fälle, die in Verbindung mit den olympischen Spielen standen. Darunter waren nicht nur Athleten, sondern auch Angestellte des olympischen Organisations-Komitees, andere Würdenträger und Freiwillige, die bei den olympischen Spielen geholfen haben.
Trotz eines Anstiegs der Coronavirus-Infektionen während der Austragung der Olympischen Spiele in Tokio lehnte die Olympiaministerin am 10. August 2021 die Idee ab, dass das internationale Sportereignis Japans die Situation verschlimmert habe. Sie verwies auf gründliche Präventionsmaßnahmen des mit den Spielen verbundenen Personals.
Ministerin bestritt Zusammenhang des Anstieges an Infektionen und der Olympischen Spiele
Auf einer Pressekonferenz am 10. August nach einer Kabinettssitzung gab die Ministerin, Tamayo Marukawa, eine Erklärung ab. Beim Zusammenhang von Olympischen und Paralympischen Spielen mit den Infektionszahlen in Tokio erklärte sie kurz:
"Ich glaube nicht, dass die Olympischen Spiele die Ausbreitung von Corona-Infektionen verursacht haben."
Die Ministerin begrüßte auch die Popularität der Spiele und zitierte dafür die TV-Zuschauerquoten der Kanto-Region (einschließlich des Großraums Tokio). Durchschnittlich haben 56,4% der Japaner die Eröffnungszeremonie und über 20% Veranstaltungen wie das Softball-Finale gesehen. Viele hätten demnach zu Hause dem Sport mitgefiebert.
Die Ministerin gestand zwar ein, dass mehrere Hundert Personen im Zusammenhang mit den olympischen Spielen positiv auf das Virus getestet wurden. Dabei betonte Marukawa einmal mehr die Hygiene und Sicherheitskonzepte:
„Wenn jemand positiv getestet wurde, wurde er in Behandlungseinrichtungen und anderen Einrichtungen unter Quarantäne gestellt. Kontaktpersonen wurden schnell identifiziert und ebenfalls unter Quarantäne gestellt."
Japan verzeichnete am 23. Juli – dem Tag der Eröffnungszeremonie – etwa 4.200 tägliche Neuinfektionen, aber die Zahl an Neuinfektionen stieg bereits am 9. August (einen Tag vor der Pressekonferenz) auf einen neuen Höchststand von 12.073. Das bedeutet den siebten Tag in Folge eine Infektionszahl von über 10.000 pro Tag in Japan. Seitdem hat sich die Lage nicht entspannt. Am 11. August wurde mit 15.782 Fällen ein neuer Höchststand erreicht. Die Delta-Variante ist in Japan auf dem Vormarsch und trotz der Impffortschritte kommen über 65-jährige Japaner mit schweren Verläufen in die Krankenhäuser.
Seit Beginn der Olympischen Spiele haben sich rund 170.000 Menschen in Japan mit Covid-19 angesteckt. 178 Personen sind in der Zeit mit einer Corona-Infektion gestorben. In Tokio gilt der Ausnahmezustand, aber dennoch werden in der Metropole immer neue Rekordinfektionen mit teilweise mehr als 5.000 Fällen am Tag gemeldet.
Diskussionen um die Wirksamkeit der Maßnahmen
Die Athleten in Japan sollten abgeschottet in einer Blase im olympischen Dorf leben. Von knapp 630.000 Corona-Test während der Olympiade waren 430 positiv. Für die Olympiaministerin ist das ein Zeichen, dass die Blase gut funktioniert hat. Die Corona-Fallzahlen seinen schließlich weniger stark als im Rest von Tokio gestiegen.
Kritiker sehen das jedoch anders. 430 positive Fälle, von denen die meisten japanische Offizielle und beauftragte Firmen waren, zeigen, dass die Blase viel zu porös war. Zudem kritisieren viele Experten die Berichterstattung im Fernsehen. Offensichtlich hatte die Olympiade einen Einfluss auf das Infektionsgeschehen, auch wenn man die Infektionsketten sicherlich nicht nach Übersee nachweisen kann. Dennoch war das Zählen von Medaillen in Japan wichtiger, als die aktuelle Covid-Situation. Damit hätte man den Menschen ein falsches Gefühl der Sicherheit gegeben.
Das habe zu einer Party-Atmosphäre geführt, welche die Menschen die Corona-Auflagen vergessen ließ. Es wurden demnach vor allem medial die falschen Zeichen gesendet. Kenji Shibuya ist ein bekannter japanischer Experte für öffentliche Gesundheitsfragen. Er erklärte das Problem wie folgt:
„Die Infektion innerhalb des Dorfes wurde aufgrund von Massentests und einer hohen Impfquote relativ niedrig gehalten, was im Gegensatz zur Situation außerhalb des Dorfes steht – geringe Tests und eine geringe Impfquote, mit schnell steigenden Fallzahlen und überforderter Krankenhausversorgung.“
Tokio 2020/21 hat gezeigt, wie schwer es ist, eine sichere Olympiade in Zeiten der Pandemie zu veranstalten. Die japanische Regierung unter Premierminister Suga hatte den Wunsch der Bevölkerung ignoriert, die sich eigentlich in verschiedenen Umfragen gegen die Spiele ausgesprochen hatte. Das Vertrauen der japanischen Bevölkerung in die Regierung sinkt, was in Zeiten der Pandemie zu großen Problemen führen kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Infektionszahlen in Tokio und ganz Japan bald wieder sinken, damit die Gefahr erst einmal gebannt ist. Allerdings beginnen am 24. August 2021 die Sommer-Paralympics. Sie könnten wiederum zu einer Verschärfung der Lage führen.
Bildquelle: "Tokyo 2020 Olympics on your mobile phone" von wuestenigel, CC BY 2.0, via flickr.
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