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Japanische Studenten im Home-Schooling kämpfen mit Isolation

Einige japanische Studenten von Colleges, die im zweiten Jahr eine private Universität in Tokio besuchen, haben in ihrem ersten Jahr alle ihre Kurse virtuell belegt und keinen einzigen neuen Freund gefunden. Als das zweite Jahr im April begann, gab es endlich einmal pro Woche mit Präsenzunterricht. Teilweise zweifeln den Studenten an, ob sie überhaupt „richtige Studenten“ sind.

Das Fehlen von Kommilitonen ist ein großes Problem

Die Studenten wiederholen teilweise jeden Tag ihre „Aufgaben“. Der Unterricht erfolgt ausschließlich über den Computerbildschirm. Die Aufgaben, welche online vorgelegt werden, werden einfach abgearbeitet.

Einige Studenten haben sich gefreut, dem Theaterclub der Universität beizutreten. Die Verpflichtung zum monatlichen PCR-Tests für COVID-19 schreckte jedoch viel ab. Nicht nur aufgrund der Kosten, sondern auch aus Angst, anderen "Probleme" zu bereiten, wenn man positiv getestet werden würde.

Die Einsamkeit zerstört vor allem Studenten, die noch bei ihren Eltern leben, da sie vom Campusleben und den Freunden nicht viel mitbekommen. Einige haben durch den Stress ihren Appetit und 5 Kilogramm an Gewicht verloren. Zudem sehen sie jüngere Geschwister teilweise zu Schule gehen, was sehr gemischte Gefühle auslöst. Eine Studentin, welche vor allem Anonym bleiben möchte und daher nur Mio Shinkawa genannt wird, drückte es gegenüber japanischen Medien so aus:

"Warum sind nur College-Studenten in dieser Position? Ich bin kein High-School-Student mehr, aber ich fühle mich jetzt auch nicht wie ein College-Student."

Andere Studenten fühlen sich schuldig, weil sie der Meinung sind, dass ihr Studium die 2 Millionen Yen (15.500 US-Dollar) nicht wert ist, die ihre Eltern an Studiengebühren zahlen. Zudem finden sie in der Online-Isolation keine Freunde, was zu einer Vereinsamung führt. Teilweise würden sich die Studenten über soziale Medien kennenlernen, aber haben sich noch nie real gesehen.

Obwohl die Schüler im virtuellen Unterricht Zeit haben, sich zu unterhalten, sei es schwierig, die Mimik der anderen über den Bildschirm zu interpretieren, und die Teilnehmer verstummen oft, ohne in ihren Chats etwas zu schreiben. Zwar ist allen Studenten bewusst, dass "nonverbale Kommunikation" in Bildungseinrichtungen wichtig ist, trotzdem sind es nicht unbedingt Fähigkeiten, welche sie erlernen möchten.

Die Betroffenen befüchten, dass Menschen wie sie in Zukunft als Mitglieder einer "Corona-Generation" angesehen werden könnten, die aufgrund ihrer langen Isolationsperioden nicht in der Lage sind, vor echten Menschen von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren.

Die Studenten haben Probleme mit der Isolation und fragen sich, ob sie nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, wenn sie zu lange vor dem Computer sitzen.

Studenten fordern Neustart

In den japanischen sozialen Medien gab es eine Flut von Posts mit dem der vollständige Neustart der Universitätsvorlesungen gefordert wurde. Sie fragten in den Posts provozieren, was überhaupt noch der Zweck sei, aufs College zu gehen. Sie fragten ebenfalls, warum man sie so leiden lässt.

Jüngste Daten haben gezeigt, wie verheerend die Pandemie für die psychische Gesundheit junger Menschen ist. Eine im März vom Bildungsministerium durchgeführte landesweite Umfrage unter 1.744 Personen ergab, dass etwa ein Drittel der Befragten besorgt war, in der Schule oder am College keine Freunde zu finden. Die meisten gaben an, dass sie keine neuen Freunde finden oder nicht im erhofften Maß mit den Freunden interagieren können.

Eine andere Umfrage, die von Mai bis Juni letzten Jahres von der Akita University durchgeführt wurde, ergab, dass mehr als 10 Prozent der Befragten mittelschwere oder schwerwiegendere Symptome einer Depression hatten.

Eine gemeinnützige Organisation in Tokio, die einen 24-Stunden-Hotline-Chat betreibt, hat rund 700 Freiwillige, die durchschnittlich pro Tag auf 670 Menschen antworten, von denen 80 Prozent 29 Jahre und jünger sind.

Die Beratungen variieren mit den Menschen, die sich über alles Sorgen machen, von der Unfähigkeit, Freunde zu finden, bis hin zu finanziellen Engpässen, nachdem sie ihren Teilzeitjob verloren haben.

Im Jahr 2020 stieg die Zahl der Selbstmorde auf über 20.000 – erstmals seit 11 Jahren stieg sie gegenüber dem Vorjahr an. Die Pandemie treibt die Menschen an den Rand der Belastungsfähigkeit. Der bemerkenswert hohe Anteil von Frauen und Jugendlichen unter den Suizidopfern verstärkte das Krisengefühl.

Als Reaktion darauf ernannte die japanische Regierung im Februar einen „Minister der Einsamkeit“, um die Entfremdung in der Gesellschaft während der Pandemie zu lindern. Im März kündigte sie einen Plan an, 6 Milliarden Yen (46,8 Millionen Euro) an finanzieller Unterstützung an gemeinnützige Organisationen für die Arbeit an der Suizidprävention bereitzustellen.

Experten plädieren dafür Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Problem zu begreifen. Es sollte nicht einzeln und isoliert betrachtet werden, da zu viele Japaner darunter leiden und ihnen am Ende geholfen werden muss.

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