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Neues Projekt: Bücher für Kinder in japanischen Pflegeeinrichtungen

Eine Universitätsstudentin in Japan hat ein Crowdfunding-Projekt gestartet, um Kinder in Pflegeeinrichtungen mit Büchern zu versorgen. Nachdem ein Mädchen sie in einer Einrichtung gebeten hatte, ihr ein ein Lehrbuch zum Lesen auszuleihen, hat sie das Projekt gestartet.

Yuna Yamauchi ist 18 Jahre alt. Sie ist eine Universitätsstudentin im ersten Jahr und organisiert das Projekt mit dem Namen "Jetbook Sakusen". Der Name stammt von ihrem Wunsch, den Kindern mit der Kraft eines Jumbo-Jets Mitgefühl zu schenken, egal wie weit entfernt sie sind. Außerdem symbolisiert der Name die Hoffnung, dass künftige Spenden Möglichkeiten für die Kinder schaffen, die wie Jets hoch hinaus fliegen sollen.

Wie funktioniert das neue Buch-Spende-Projekt?

Unterstützer können ein Buch auswählen und eine Nachricht schreiben, die an die Kinder von Pflegeeinrichtungen gesendet wird. Yamauchi hat sich zum Ziel gesetzt, die Unterstützung von 10.000 Teilnehmern und insgesamt 30 Millionen Yen (ca. rund 230.000 Euro) zu gewinnen, um jeweils 100 Bücher an 100 Pflegeheime zu senden. Yamauchi hat einen besonderen Grund, eine so große Anzahl von Menschen engagieren zu wollen: Sie selbst lebte ab dem 2. Lebensjahr 16 Jahre lang in einem Pflegeheim in der Region Kansai im Westen Japans.

Initiatorin war selbst im Kinderheim

Japans Pflegeheime sind Orte, an denen Kinder aus verschiedenen Gründen leben. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie nicht bei ihren Eltern leben können. Die Einrichtung, in der Yamauchi aufgewachsen ist, war groß. Es gab Zeiten, in denen etwa 100 Menschen in derselben Einrichtung zusammenlebten. Die Regeln waren folglich streng und der Ton manchmal sehr rau. Die Kinder haben teilweise nebeneinander in großen Schlafsälen geschlafen. Es war aber nicht alles schlecht. Sie hat „lebenslange Freunde“ gefunden.

Yamauchi zeigt ihr Gesicht nicht sonderlich aktiv in den Medien, da sie minderjährig ist. Als sie die Grund- und Mittelschule in ihrer Nachbarschaft besuchte, fühlte sich das Leben in einer Pflegeeinrichtung für sie normal an. Aber die Dinge änderten sich, als sie in einer separaten Gemeinde die High School betrat. Wenn sie ihren Freunden erzählte, dass sie in einem Pflegeheim lebte, entschuldigten sie sich. Sie wünschten ihr aber immer alles Gute.

Kinderheime sind nicht gut angesehen in der japanischen Gesellschaft

Das schaffte eine schwere Atmosphäre unter den Schülern. Im Hintergrund ihres Lebens war etwas, dass sie nicht ansprechen sollte. Sie bemerkte, dass es einen Unterschied gab, wie sie und andere Pflegeeinrichtungen betrachteten. Viele ihrer Freunde hatten die gleiche Erfahrung und Yamauchi fragte sich damals:

"Warum müssen wir das verstecken, obwohl wir nichts falsch gemacht haben? Wenn wir viele Menschen über Pflegeeinrichtungen informieren könnten, könnten die Kinder dort bequemer leben."

Ein Wendepunkt kam im Jahr 2020, als Yamauchi in ihrem dritten Schuljahr war. Eine Fünftklässlerin in ihrem Pflegeheim fragte sie, ob sie ihr ein japanisches Lehrbuch leihen könnte, weil sie ein Buch lesen wollte. Yamauchi war schockiert, als sie erfuhr, dass selbst Lehrbücher wertvolles Lesematerial waren. Das Pflegeheim war nicht mit einer Internetverbindung ausgestattet, und obwohl es Bücher hatte, konnte das Angebot nicht als ausreichend angesehen werden.

Yamauchi hatte ebenfalls nur eingeschränkten Zugang zu Informationen, bis sie in ihrem zweiten Schuljahr nach mehreren Minijobs ein Mobiltelefon kaufte. Sie beschloss dementsprechend, die Anzahl der Bücher in ihrem Heim zu erhöhen. Yamauchi beriet sich mit Daiki Hirai, dem Direktor der gemeinnützigen Organisation Clack, die Berufsbildungsprogramme für bedürftige Schüler veranstaltet. Sie hatte selbst an einigen der Bildungsprogrammen teilgenommen. Sie entwarf einen Plan, wonach Menschen Bücher senden sollen, nachdem sie etwas über Pflegeeinrichtungen erfahren haben.

Der Beginn des Bücher-Crowdfunding-Projektes

Obwohl die Mitarbeiter ihres Pflegeheims Einwände erhoben, überredete Yamauchi den Direktor der Einrichtung nach zwei Wochen schließlich, an dem Projekt mitzuarbeiten. Im Dezember 2020 startete sie die erste Runde des Jetbook Sakusen und suchte Unterstützung bei der Lieferung von 100 Büchern.

Das Maß an Unterstützung, das sie erhielt, übertraf ihre Erwartungen bei weitem. Sie konnte rund 300 Bücher an zwei Pflegeheime senden, darunter das, in dem sie aufgewachsen war. Yamauchi hat in diesem Frühjahr eine Universität in Kansai besucht. Sie verließ das Pflegeheim, um alleine zu leben. Die Bedeutung der Bücher fasst die junge Frau wie folgt zusammen:

"Wenn Sie einfach ein Buch öffnen, können Sie auf viele Wörter stoßen, die voller Stücke aus dem Leben von Menschen sind. Durch Bücher möchte ich Möglichkeiten für Kinder schaffen, Verbindungen zu Wörtern und anderen Menschen herzustellen."

Die Initiatorin hofft, dass Kinder in den Heimen irgendwann entdecken, was sie im Leben anstellen wollen. Sie möchte dazu beitragen, eine Gesellschaft zu schaffen, die Versuche solcher Kinder unterstützt.

Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales gab es 2017 in ganz Japan 615 Pflegeeinrichtungen, in denen rund 26.000 Kinder lebten. Das Crowdfunding-Projekt wird bis zum 31. Mai 2021 fortgesetzt. Spenden werden ab 3.000 Yen (etwa 23 Euro) entgegengenommen. Die Teilnehmer erhalten einen Fragebogen, in dem sie aufgefordert werden, den Titel eines Buches und den Grund für die Auswahl anzugeben. Daraufhin bestellt die Organisation dann nach der Prüfung das entsprechende Buch und sendet es an die Einrichtungen.

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