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Warum Japaner so viele Räucherstäbchen kaufen

Japanisches Räucherwerk gehört zu den raffiniertesten Räuchermitteln weltweit. Schon seit dem 6. Jahrhundert, als der Buddhismus nach Japan kam und mit ihm seine Rituale, wird Räucherwerk in Zeremonien an Tempeln verbrannt und fand sehr bald sogar einen festen Platz bei Hofe. Seitdem ist das Räucherwerk untrennbar mit der japanischen Kultur und Tradition verbunden und fand Eingang in viele spirituelle Rituale und sogar den japanischen Alltag.

Im 16. Jahrhundert bildete sich zudem unter Samurai eine besondere Zeremonie heraus, die auf Japanisch kōdō genannt wird. Kōdō gilt dabei als eine der sieben „klassischen japanischen Künste“ neben der weitaus bekannteren Teezeremonie (chadō), der Blumensteckkunst (kadō), der Kalligraphie (shodō), der Kampfkunst (budō) sowie dem Bogenschießen (kyudō) und dem Schwertfechten (kendō). Heute verwenden die meisten Japaner Räucherwerk in verschiedenen Formen – als Stäbchen, Kugeln, Kegel oder Duftholzstücke – vor allem für die dem Räucherwerk zugeschriebenen guten Eigenschaften, wie zum Beispiel die Reinigung von Körper und Geist, die Schärfung der Sinne, die Befähigung zu Spiritualität und Meditation sowie die Beruhigung in turbulenten Zeiten.

Die weniger rituell ausgeprägte Methode des Räucherns zur Schaffung einer angenehmen Raumatmosphäre nennen die Japaner Soradaki. Die sich in der feudalen Zeit Japans ausprägenden Spiele im Zusammenhang mit einer Räucher-Zeremonie nennen sie Kumi-kō. Wie die Räucher-Zeremonie selber ist auch die Tradition des Kumi-kō heute aber eher selten. Dafür finden die vielfältigen japanischen Räucherwerke in vielen Teilen des alltäglichen Lebens Verwendung. So gebieten es japanische Bräuche mitunter, dass man zu Ehren der Ahnen auf dem Friedhof Räucherstäbchen verbrennt. Auch ist es üblich, diese als Teil der Opfergaben am Hausschrein zu verbrennen. Durch diese vielfältigen und kulturell tief verwurzelten japanischen Bräuche ist die Nachfrage nach Räucherstäbchen und anderen Räucherwerken in Japan auch heute noch sehr hoch und es werden verschiedene Qualitäten angeboten – bis hin zu uraltem und seltenem Adlerholz für die Räucher-Zeremonie, das schon einmal teurer als Gold sein kann.

Räucherstäbchen und Dufthölzer

Räucherhalterung in Form eines Schweinchens aus Porzellan, dabneben Räucherkegel auf einem Tellerchen
Es gibt klassische und niedliche Räucher-Halterungen. Jedes Räucherwerk benötigt ein anderes Gefäß. - Bild: © fuujin - Fototlia.com

Für den gewöhnlichen Gebrauch und zur Verwendung in buddhistischen Tempeln werden vor allem Räucherstäbchen bzw. aus verschiedenen Gewürzen, Rinden und getrockneten Materialien hergestellte Incense Mischungen benutzt. Die Räucherwerke sind dabei häufig auf traditionelle Art hergestellt und haben althergebrachte Formen und Duftprofile. Ein Zentrum der Herstellung von Räucherstäbchen und anderem Räucherwerk ist die Insel Awaji südlich von Osaka, auf der es eine lange Tradition der Räucherwerk Herstellung gibt und von der noch heute rund 70% der japanischen Räucherwerkproduktion stammen.

Als traditionelles und gerade bei den gehobenen Schichten seit Jahrhunderten hochgeschätztes Kulturgut, gibt es auch einige sehr alt eingesessene Firmen, die sich auf den Handel mit Räucherwerk spezialisiert haben. Besonders nennenswert sind hier die 1675 gegründete Firma Baieido und die in Kyoto ansässige Firma Shoyeido, die seit 1704 mit Räucherwerk handelt. Traditionelle Formen gibt es viele neben dem klassischen Räucherstäbchen (senkō), das in Japan ohne den inneren Holzspan hergestellt wird, wie man das von indischen und chinesischen Produkten kennt. In Japan sind folgende Räucherwerk Formen geläufig:

  • Aromahölzer wie Jinkō (Adlerholz) oder Sandelholz
  • Lang brennende Räucherspiralen, die oft mehrere Stunden lang brennen und in der Regel für Meditation und Gebete eingesetzt werden – sie werden im Liegen oder auf Ständern verräuchert
  • Gepresste Duftplättchen (Inkō), häufig in Form von Blüten oder Blättern, die auf heiße Asche gelegt werden und beim Schmelzen ihren Duft verströmen
  • Räucherkegel (ensuikō), die meist einen blumigen oder Zitrus-Duft verströmen
  • shōkō, ein Räuchergranulat das hauptsächlich in Tempeln zur Anwendung kommt
  • Duftkugeln (nerikō), die traditionell während der Teezeremonie zum Einsatz kommen sowie
  • Duftsäckchen, die nicht nur zur Beduftung von Autos oder Kleiderschränken, sondern auch als Glücksbringer benutzt werden.

Für die Zeremonie, die kōdō, kommen nur getrocknete Dufthölzer zum Einsatz. Umso älter und dichter sie in ihrem Duftprofil sind, desto teurer werden sie gehandelt.

Rauchendes Duftplättchen auf einem Räuchertellcherchen
Duftplättchen werden auf heiße Asche oder andere Untergründe gelegt und verströmen oft einen blumigen Duft. - Bild: © masaandsaya - Fototlia.com

In der Schatzkammer des Tenno in Kyoto lagern Dufthölzer aus dem 10. Jahrhundert, die heute wohl unbezahlbar wären. Den Hölzern werden dabei fünf Duftrichtungen, je nach Herkunft und Art der Dufthölzer, zugesprochen: kyara (Vietnam) ist bitter, rakoku (Thailand) ist süß, manaka (Malacca/Malaysien) aht keinen besonderen Geruch, manaban (unbekannt, von den Portugiesen eingeführt) ist salzig, sasora (Indien) ist scharf, sumotara oder sumontara (Indonesien) ist sauer. Oft haben diese Dufthölzer nicht nur einen speziellen Geruch, sondern verfügen über eine ganz eigene, unbeschreibliche Mischung von Düften, je nach Konzentration der Duftöle in ihrem Inneren. Für die Zeremonie selber braucht es neben einem Duftholz eine ganze Reihe weiterer Gerätschaften, vor allem einen speziellen Brenner, damit man das monkō (übersetzt in etwa: Dem Duft lauschen) voll auskosten kann.

Kodo, der Weg des Räucherns

Räuchergefäß und Räucherspiralen auf grünem Untergrund
Bei einer Räucherzeremonie wird ein Duftholz in einem Gefäß herumgereicht und man „lauscht dem Duft“. Andere Räucherwerke sind zum Beispiel die lang brennenden Spiralen. - Bild: © nyaa - Fototlia.com

Die japanische Räucher-Zeremonie kodo läuft ritualisiert ab. Dabei wird in einen Keramikbehälter, der an eine Tasse erinnert, zuerst ein Stück heiße Kohle eingelegt. Dieses wird mit feiner Asche bedeckt, die in eine leicht zylindrische Form gebracht wird, sodass ein kleiner Hügel in der Mitte des Gefäßes entsteht. Bevor eine kleine, dünne Platte aus Mica (eine Art Silikat) auf den Hügel platziert wird, werden meist einfache gerade Linienmuster in die Asche gezeichnet. Auf das Mica Plättchen wird dann ein kleines Stück Duftholz gelegt. Für die kodo Zeremonie wird der Behälter herumgereicht. Jedes Mal wird der Name des Duftholzes genannt, sodass die Teilnehmer der kodo Zeremonie den Duft in Verbindung mit dem dazugehörigen Dufthölzchen merken können. Um „dem Duft zu lauschen“, sollten die Teilnehmer das Gefäß in ihrer linken Hand platzieren, den oberen Teil locker mit der rechten Hand abdecken und nah an das Gesicht heranführen. Um den Duft zu genießen, einfach den Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand etwas vergrößern und die Nase nah an die entstandene Öffnung halten. Während einer Räucher-Zeremonie werden meist mehrere Duftbehälter herumgereicht. Ein spielerischer Aspekt der Zeremonie ist oft, dass nach dem Herumreichen der Duftbehälter mit dem Ansagen der Namen ein weiterer Behälter gereicht wird und die Teilnehmer bei diesem erraten müssen, um welches der Dufthölzer es sich bei diesem handelt.

Japanische Räucherstäbchen kaufen

Räucherstäbchen in einem Räucherbecken vor einem Tempel
Hochwertige Räucherstäbchen aus Japan kann man auch hierzulande kaufen, beispielsweise von der Marke Nippon Kodo. - Bild: © sakura - Fototlia.com

Auch in Deutschland muss man heute nicht mehr auf die Vorzüge handwerklich perfekt und absolut organischer Räucherwerke aus Japan verzichten. Während das für die kōdō verwendete Duftholz nur selten seinen Weg ins Ausland findet, kann man auch hoch qualitative Räucherstäbchen wie zum Beispiel der Marke Nippon Kodo heute problemlos finden. Wer nicht gerade in einer Großstadt lebt, wo es eventuell auf japanische Produkte spezialisierte Geschäfte gibt, kann diese leicht im Internet finden und die japanische Räucherkultur zu sich nach Hause holen.

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