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Omikuji – heilige kleine Glückslose aus Japan

Omikuji, die japanischeGlücks-Lotterie“: Die kleinen Glückslose (御神籤 oderおみくじ, übersetzt in etwa Orakelzettelchen) kann man in den meisten shintoistischen Schreinen oder buddhistischen Tempeln in Japan erwerben.

Bei dieser besonderen Art der Lotterie-Lose geht es nicht um einen materiellen Gewinn, sondern um den (religiös betrachtet) göttlichen Willen auf unser Leben und Schicksal. Man kann nun daran glauben, oder auch nicht, Omikuji erfreuen sich in Japan jedenfalls großer Beliebtheit und sind zudem eine wichtige Einnahmequelle für die Schreine und Tempel.
Die Omikuji sind kleine Orakel, die uns einen vagen Blick in die Zukunft zeigen. Manche Omikuji beziehen sich auf bestimmte Bereiche des Lebens, andere sind sehr allgemein gehalten, und man bezieht sich in der Deutung in der Regel einfach auf das, was man vom Universum wissen möchte (Erfolg in Schule und Beruf, Liebe, ein geplantes Vorhaben, etc.).

Im Gegensatz zu mysteriös formulierten Glückskeks-Sprüchen findet man auf den Omikuji die „Stufe“ des Glücks, die man zu erwarten hat.

Die Tradition dieser heiligen Glückslose reicht dabei bis in früheste Zeiten zurück, in denen wohl ähnliche Formen von Losen bzw. Lotterien den Willen der Götter in wichtigen Belangen aufzeigen sollten.

Die heutigen Formen der personalisierten, individuellen Omikuji geht bis auf die Kamakura-Zeit (1185-1333) zurück.

 

Wie zieht man ein Omikuji - Methoden der Lotterie

Omikuji im Kamigamo- Schrein, Kyoto
Omikuji im Kamigamo- Schrein, Kyoto , Japan. Die mittlere Schachtel mit Messingplatte enthält die Lose. - Bild: © Public Domain, Wikimedia

Es gibt unterschiedliche Methoden, ein Omikuji zu ziehen. Zuallererst sollte man wissen, dass die Verkaufsstände in einigen Fällen „Selbstbedienung“ sind – es gibt oft keinen Verkäufer in dem Sinne. Man erwartet einfach, dass die Glücksuchenden den angegebenen Preis bezahlen (in Japan durchaus eine Sache der Selbstverständlichkeit).

In manchen Fällen werden die Lose herausgegeben, nachdem man aus einer Box mit einem Loch im Boden ein beziffertes Stäbchen gezogen hat.

Große Anlagen, die viel Besuch haben, präsentieren die Omikuji auch manchmal in Schalen, sodass man sich direkt einen Zettel aussuchen kann. Seltener gibt es sogar Omikuji-Automaten, hier kommt das Omikuji meist noch mit einem kleinen Glücksbringer.

Hat der Schrein/Tempel oder die Stadt ein Wappentier, wie der Fuchs am Fushimi Inari Schrein in Kyoto oder der Hirsch in Nara, gibt es oft auch kleine Figürchen, die das Omikuji halten.

Omikuji sind oft ähnlich aufgebaut. Es handelt sich um zusammengefaltete Bahnen Papier. Öffnet man sie, so sind diese normalerweise vertikal von rechts nach links beschrieben, wie es in Japan üblich ist.

Pocket-O-Mikuji
Ein dekoratives Pocket-O-Mikuji - Bild: © Mrtimmydee - Own work, CC BY-SA 4.0, Wikimedia

 An touristischen Orten oder am Flughafen gibt es manchmal auch Omikuji in Fremdsprachen wie Englisch. Angegeben ist dann häufig zuerst ein bestimmtes Glücks-Level (wir haben einige häufige Abstufungen weiter unten für euch aufgeführt) und manchmal noch ein mehr oder weniger allgemeiner Text bezogen auf spezifische Fragestellungen (siehe ebenfalls weiter unten). Häufig ist auch ein kleines Gedicht der klassischen Literatur aufgedruckt.

 

Omikuji Glückslose und die Abstufungen von „großem Glück“ zu „großem Pech“

Wenn man ein Omikuji Glückslos in einem Tempel oder Schreine ersteht, dann entrollt man dieses und liest es noch auf dem Gelände.

Kleinere Schreine und Tempel bieten oft nur Omikuji auf Japanisch an, die leider nicht immer leicht zu verstehen sind, selbst wenn man des Japanischen halbwegs mächtig ist.

Für einen kleinen Überblick haben wir euch hier ein paar traditionelle Abstufungen zusammengetragen, nicht jeder Schrein oder Tempel verwendet dabei alle:

  • Großes Glück (大吉 dai-kichi)
  • Mittleres Glück (中吉 chū-kichi)
  • Kleines Glück (小吉 shō-kichi)
  • Glück (kichi)
  • Halbes Glück (半吉 han-kichi)
  • Potenzielles Glück (末吉 sue-kichi)
  • Potenzielles Kleines Glück (末小吉 sue-shō-kichi)
  • Pech 凶 kyō)
  • Kleines Pech (小凶 shō-kyō)
  • Halbes Pech (半凶 han-kyō)
  • Potenzielles Pech (末凶 sue-kyō)
  • Großes Pech (大凶 dai-kyō)

Folgende Aspekte des Alltags können zum Beispiel auf den Omikuji aufgeführt sein:

  • 方角 – Hōgaku – Richtung
  • 失物 – Usemono – verlorene Dinge
  • 縁談 – Endan – Heiratsantrag/Heiratsgespräche
  • 旅立 – Tabidachi – Aufbruch (zu einer Reise)
  • 商売 – Shōbai – Geschäfte
  • 待人 – Machibito – Erwarten einer Person
  • 病気 – Byōki – Krankheit
  • 建家 – Tateya – Gebäude
  • 勝負事 – Shōbugoto – Glück im (Glücks-)Spiel

Wie man sieht, deckt so ein Los fast das ganze Leben mit seinen vielfältigen Situationen ab. Was aber macht man, wenn man „Pech“ zieht?

 

Kiefern, die voller Omikuji hängen: das Pech zurücklassen

 Omikuji Kiefer
Eine Omikuji Kiefer - Bild: © GFDL, wikimedia 

Seit alters her ist es Brauch und Sitte, die pechbringenden Omikuji noch auf dem Gelände des Schreins oder Tempels an einer hierfür bestimmten Kiefer zu verknoten und zurückzulassen.

Auch wenn man nicht wirklich an Weissagungen glaubt: es erscheint mehr als sinnvoll und wenig schädlich, sich auch als Fremder diesen Sitten anzuschließen und das vorausgesagte Pech so zurückzulassen.

Ein schöner Nebeneffekt sind die so mit hunderten oder tausenden Omikuji geschmückten Kiefern. Ein Anblick, den man so nur in Japan erblicken kann. Über den Ursprung dieser Sitte gibt es verschiedene Theorien, eine der am häufigsten überlieferten ist der Gleichklang von matsu (松, Kiefer) und matsu (待つ, warten). Japaner haben eine Vorliebe für solche aus Homophonen bestehenden Wortspiele. Man könnte dieses übersetzen mit: das Pech an der Kiefer wartend zurücklassen.

 

 

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