Momiji – der Indian Summer Japans
Als Momiji bezeichnet man im Westen das Herbstlaub, wobei es wörtlich häufig mit dem Begriff „Rote Blätter“ übersetzt wird. Es meint die typische Rotfärbung der Ahornblätter, die aufgrund der ausgedehnten Wälder, die oft ausschließlich aus Ahornbäumen bestehen, als besonders intensiv wahrgenommen wird. Eigentlich bedeutet "momiji" im Japanischen nichts anderes als "Ahornbaum", hat sich aber im Westen als Begriff für das rote Laub, das so typisch für den japanischen Herbst ist, durchgesetzt. Der korrekte japanische Begriff für die farbigen Herbstblätter lautet "koyo". Der Grund für die Vermischung der Begriffe sind die Kanji – denn "koyo" ist nur eine andere Leseart der Kanji für Ahornbaum (momiji).
Ein Vergleich mit dem deutschen Herbstlaub wird dem japanischen Momiji jedoch nicht gerecht, denn hier erreichen die Bäume kaum eine derart intensive Färbung, zumal es in Deutschland nur vergleichsweise wenige Ahornarten und -bäume insgesamt gibt. In Japan ist Momiji jedoch so populär, dass es bei vielen inzwischen beliebter ist als die im Westen sehr viel bekanntere Kirschblütenschau (Hanami) im Frühjahr. Die Herbstlaubfärbung beginnt je nach Region bereits im Mitte September und kann bis in den Dezember hinein andauern. Die Ausprägung hängt dabei natürlich auch immer von den jeweiligen Witterungsbedingungen der verschiedenen Regionen ab. So ist es im Norden Japans naturgemäß kühler als im Süden, wo Momiji deutlich länger dauern kann.
Japan im Herbst ist immer eine Reise wert
Für Touristen eignet sich die Momiji Zeit besonders gut als Reisezeit, weil die Preise für Flüge und Hotels häufig in eine günstigere Saison fallen als im Frühling/Sommer oder dann wieder im Dezember. Da die Atmosphäre der so eingefärbten Wälder kaum zu toppen ist, empfehlen viele Japan-Kenner Momiji als ihren speziellen Geheimtipp in Sachen Japanreisen. (Wer ganz genau wissen will, wann er wo die schönsten Farben sehen kann, sollte sich diese Karte ansehen.) Das Spazierengehen, während sich Japan im Herbst befindet, besitzt übrigens auch einen eigenen Begriff, nämlich Momijigari. „Gari“ leitet sich von „kari“ ab, das mit „Jagen“ oder „Sammeln“ übersetzt werden kann. Spaziergänger, die von der Herbstlaubfärbung fasziniert sind, könnte man also auch als Herbstlaubjäger bezeichnen. Ein großer Unterschied zum Indian Summer in den USA oder dem Altweibersommer bei uns liegt darin, dass für Momiji häufig eigene Parks angelegt wurden, wo die Sitte und Tradition des Momijigari besonders gut aufrechterhalten werden kann. Unser europäisches Herbstlaub oder der amerikanische Indian Summer sind dagegen eher Naturschauspiele, die in natürlich gewachsenen Wäldern bewundert werden. Was natürlich nicht bedeutet, dass es in Japan keine naturbelassenen Ahornwälder gibt, wo man die Zeit des Momiji verbringen könnte. Vielmehr sind die Parks und die speziell an Flussufern gepflanzten Ahornbäume eine zivilisatorische Errungenschaft, die es auch der Stadtbevölkerung ermöglicht, dieser Form der Naturliebe nachzugehen.
Die Herbstlaubfärbung gibt es in ganz Japan
Momijigari findet in ganz Japan statt, abhängig von der jeweiligen Zeit der Herbstlaubfärbung, die sich nicht immer punktgenau nach den klimatischen Vorgaben des Kalenders richtet. Wie auch hierzulande kann sich das Wetter auch vollkommen anders in den jeweiligen Landesteilen entwickeln, weswegen eine Vorhersage des genauen Zeitpunkts nicht einfach ist. Wenn Japan im Herbst ist, berichten daher die Nachrichten und Wetterkanäle regelmäßig und sehr detailliert über das Fortschreiten der Herbstlaubfärbung in den unterschiedlichen Landesteilen. Normalerweise ist der Höhepunkt von Momiji aber im November anzusetzen. Allgemein spielt es keine große Rolle, ob man sich in Tokio, Kyoto oder auf Hokkaido aufhält, denn die Herbstlaubfärbung kommt in ganz Japan gut zur Geltung. Es kommt eben nur auf den richtigen Zeitpunkt an, denn in Hokkaido gibt es die Herbstlaubfärbung eher im September, während in Kyoto erst im November die Ahornblätter rot werden. Da es besonders im südlichen Teil der japanischen Inseln auch im November noch recht warm und sonnig werden kann, ist die Empfindung der „dunklen und kalten Jahreszeit“ wie in Europa dort nicht so ausgeprägt. Im Gegenteil; die intensive Herbstlaubfärbung des Momiji hebt die Laune der Menschen und ist deshalb auch vielleicht der richtige Zeitpunkt für alle, die der Herbstdepression hierzulande entkommen möchten. Als besonders beliebte „Jagdgründe“ für das Momijigari gelten dann auch Kyoto und Nikko (in der Provinz Tochigi gelegen). Besonders berühmt für Momiji ist auch der Oirasei Keiryu. Bei Letzterem handelt es sich um einen Gebirgsbach, der in der Region Aomori gelegen ist und besonders für diejenigen interessant ist, die Momojigari außerhalb der künstlich angelegten Parks größerer Bevölkerungszentren erleben möchten. Generell findet man aber in allen Regionen die Gelegenheit, die Herbstlaubfärbung zu bewundern.
Die Geschichte des Momiji
Die Tradition des Momijigari soll in der Heian-Zeit ihren Ursprung haben, die auf den Zeitraum zwischen 794 und 1185 n.Chr. datiert wird. Damals war der Kaiserhof noch in Kyoto beheimatet und die hochgestellten Adligen begannen mit der Sitte, die Herbstlaubfärbung zu einem „Event“ zu machen. Die Idee dahinter ist, ähnlich wie bei Hanami im Frühjahr, auf die Schönheit und die Vergänglichkeit des Seins in der Natur aufmerksam zu machen. So kurzlebig wie die Blüten im Frühling ist nämlich auch das Herbstlaub in den kühleren Monaten. Lange Zeit blieb Momiji vor allem eine Angelegenheit der gehobenen Kreise und wurde erst während der Edo-Zeit (1603-1868) auch eine Betätigung für die restliche Bevölkerung. Noch heute wird Momijigari zum Anlass genommen, die bedeutenden Tempel aufzusuchen. Die Menschen möchten Japan im Herbst genießen und auf symbolische Weise das nahende Jahresende (mit Ausblick auf den Neubeginn im kommenden Jahr) begrüßen. In der Kultur Japans spielt Momiji inzwischen eine durchaus beachtliche Rolle, was aber für alle Jahreszeiten gilt. Viele Feste und Traditionen haben direkt mit den jahreszeitlichen Einflüssen der jeweiligen Saison zu tun. Da es nach der Ernte im Herbst nur wenig andere Möglichkeiten gibt, wurde Momiji zum idealen Ankerpunkt für solche Feiern. Dies wirkt sich übrigens auch auf das Essen aus, denn in Japan ist es üblich, den Speiseplan der jeweiligen Jahreszeit anzupassen und solche Zutaten zu verwenden, die in der Saison zur Verfügung stehen. Und dazu gehören sogar die Ahornblätter selbst, die beispielsweise frittiert werden. Natürlich importieren auch Japaner bisweilen Erdbeeren im Winter, aber die meisten Menüs richten sich durchaus nach der Jahreszeit. Wo gefeiert wird, ist die Dichtkunst meist nicht weit, und so haben Dichter und Theaterkünstler schon früh Momiji zur „Bühne“ für ihre Kunst gemacht. Das gilt in besonderem Maße für die Malerei. Muster mit Momiji sind auf klassischen Kimonos beispielsweise extrem beliebt und werden der Jahreszeit entsprechend getragen. Als echte Momiji-Fans haben wir natürlich auch die passenden Produkte für Sie. Bei unseren Teegeschirr bekommen Sie bspw. ein traumhaft schönes Teeset mit dem beliebten Ahornmotiv.
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