Lautmalerei auf Japanisch: Herzklopfen und Regentropfen
Lautmalerei gibt es in fast allen Sprachen. So kennt jeder Lautmalereien, die beispielsweise einen Tierlaut nachahmen: Wuff oder Wau Wau. Während es im Deutschen abgesehen von Tierlauten kaum Lautmalereien gibt, sind diese im Japanischen deutlich präsenter und machen die Sprache außerordentlich lebendig und bunt. Denn in Japan werden auch Gemütszustände und sensorische Wahrnehmungen durch Lautmalereien ausgedrückt.
Die japanische onomatope (オノマトペ), im deutschen Onomatopoesie, ist dabei vor allem Teil der Alltagssprache und weniger der formalen Sprache.
Mit diesen Lautmalereien bringen die Japaner Farbe, Geschmack und Textur in die gesprochene oder geschriebene Sprache. Diese onomatope werden nicht nur in der Literatur und Mischformen wie Mangas, die Wort und Bild verbinden, häufig genutzt.
Onomatope sind erst einmal nichts für Japanisch-Anfänger, sondern eher für Fortgeschrittene, die ihr japanisch mit mehr Leben, Farbe und Würze aufpeppen wollen.
Naturgeräusche, Tierlaute und Gefühle: die Vielfalt japanischer onomatope
- Nikoniko – japanische Lautmalerei für ein Lächeln. - Bild: © keshikifechi - Stocks.Adobe.com
Jeder kennt Lautmalereien, die beispielsweise einen Tierlaut nachahmen: Wuff oder Wau Wau für einen Hund zum Beispiel. Auch Schnurren kann man vielleicht noch als Form der Lautmalerei durchgehen lassen. Im japanischen aber gibt es gleich ganze Kategorien von verschiedenen Lautmalereien, die sogar Handlungen oder Bewegungen ausdrücken können:
- Giseigo 擬声語 – das imitieren von menschlichen und Tierlauten
- Giongo 擬音語 – Naturgeräusche und Geräusche, die von Objekten ausgehen
- Giyōgo 擬容語 – beschreiben Bewegungen und Handlungen und die Art deren Durchführung
- Gitaigo 擬態語 – beschreiben Bewegungen und Handlungen
- Gijōgo 擬情語 – beschreiben Gefühle
Die Kanji (Schriftzeichen) der verschiedenen Kategorien ähneln sich zwar auf den ersten Blick, wer sich aber auskennt, wird schnell lernen, diese auch im Alltag gut auseinanderhalten zu können.
Giseigo – menschliche und Tierlaute
Eigentlich würde man denken, dass Tierlaute in jeder Sprache zumindest ähnlich klingen. Das ist aber nicht einmal bei relativ nah aneinander liegenden Sprachen der Fall. Oben haben wir schon das Beispiel für Wau Wau und Wuff gegeben, um im deutschen lautmalerisch das Bellen eines Hundes wiederzugeben. Schon im französischen wird dies lautmalerisch anders als Ouaf! Ouaf! dargestellt. Hier lässt sich selbstverständlich noch eine gewisse Ähnlichkeit erkennen.
Im japanischen bellt der Hund so:
- wanwan (わ ん わ ん).
Ein Pferd wiederum wiehert so:
- hihiin (ひひいん)
Bei der Nachahmung von menschlichen Lauten geht die japanische Sprache sogar so weit, sehr spezifische Unterscheidungen zu treffen. So gibt es eher allgemeine Laute wie „Hüsteln, um Aufmerksamkeit zu erregen“ (おほん), durch nähere Bestimmung einschränkende Lautmalereien wie „ein laut schreiendes Kind“ (うわーん) bis hin zu sehr spezifischen Formen wie „Kichern, als ob man ein Geheimnis hat“ (うふふ).
Giongo – Naturgeräusche und Objekte
Diese Lautmalerei beschreiben echte, natürliche Geräusche. Während wir im Deutschen hier meist mit Metaphern und Bildern arbeiten (z.B. es regnet Bindfäden), wird dies im japanischen als Sound in einem Kanji: za-za (ざーざー).
Diese Formen der Geräusche finden sich auch besonders oft in Magas, der speziellen Art japanischer Comics. Es gibt für fast jeden Laut, der nicht einem Mensch oder Tier zugeordnet wird, ein entsprechendes lautmalerisches Wort. Ein paar Beispiele:
- こぽこぽ – leise köchelndes Wasser
- さくさく – auf Sand oder loser, weicher Erde laufen
- ぱたぱた – Stoff, der sich leicht schlagend im Wind bewegt
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen – vom Läuten des Telefons, über das Zuschlagen einer Tür bis hin zu fallendem Wasser.
- Der Begriff piri piri für sehr scharfes Essen ist mittlerweile allgemein bekannt - Bild: © i-picture - Stocks.Adobe.com
Giyōgo – Handlungen und die Art ihrer Durchführung
Schon die lautmalerische Beschreibung von Vorgängen und Naturlauten mag uns befremdlich vorkommen. Noch spezieller sind aber die onomatope, die sich auf Handlungen beziehen.
Was in unserem westlichen Kulturkreis inzwischen gern als „chillen“ bezeichnet wird (das gemütliche Nichtstun, ehemals auch Müßiggang genannt), bekommt im Japanischen seine eigenen Lautmalereien: gorogoro (ごろごろ) oder gokorigokori (ごこりごこり).
Die jeweilige Doppelung unterstreicht dabei die Dauer des Vorgangs. Auch für das Lustwandeln oder Flanieren haben die Japaner ihre eigene onomatope: うろうろ.
Weitere Beispiele:
- ぐっすり – tief schlafend
- ぐーたら – vollkommen antriebslos sein
- ぶるぶる – zitternd vor Wut, Kälte oder Ärger
Gijōgo – Beschreibung von Gefühlen
- Ikiiki - so klingt es in Japan, wenn jemand beschwingt und heiter ist - Bild: © tsuppyinny - Stocks.Adobe.com
Dies ist sicherlich die ungewöhnlichste Kategorie für einen Ausdruck in Lautmalerei. Haben Gefühle einen „Klang“? Die Gijōgos sind besonders poetische, witzige und eindrückliche Ausdrucksmöglichkeiten. Kein Wunder also, dass diese in Literatur und bei Mangas gerne und häufig verwendet werden.
- わくわく – Vorfreude
- しんみり – Einsamkeit (in Verbindung mit Stille)
- ずきずき – pulsierender, heftiger Schmerz
Ein weiteres, besonders schönes Beispiel, ist die japanische Lautmalerei für den Klang des klopfenden Herzens: dokidokidoki (どきどき). Hier kann man das Schlagen des Herzens und den Rhythmus sogar im Schriftbild hören!
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