Stirnbänder – Ansporn für Schule und Sport
Japanische Stirnbänder haben eine lange Tradition, deren Ursprung gar nicht mehr so einfach nachzuverfolgen ist. Generell werden in der japanischen Kultur Stirnbänder oder Hachimaki als Talisman gegen böse Geister verstanden. Damit sollen besonders wichtige Unternehmungen unter einen guten Stern gestellt werden, indem die bösen Geister (die den Erfolg der Anstrengungen sabotieren könnten) ferngehalten werden.
Heute sind Hachimaki vor allem als Glückssymbol und Motivationshilfe zu verstehen, die ihren Platz in Schule und Sport haben. Beim Lernen tragen japanische Schüler und Studenten gerne ein Hachimaki. Wissenschaftliche Studien haben die Tradition der Stirnbänder untersucht und konnten dabei zwar keinen Beleg für die Wirkung als Talisman gegen böse Geister finden; allerdings scheint von den Hachimaki eine beruhigende Wirkung auf den Träger auszugehen, der das Selbstbewusstsein stärkt und die Nervosität senkt. Insofern könnte das richtige Hachimaki tatsächlich einen Effekt auf den Erfolg in konkreten Prüfungssituationen haben, so der Schluss der Wissenschaftler.
Warum tragen Japaner überhaupt Stirnbänder?
- Die Samurai benutzen früher unter ihren Helmen Stirnbänder als Schweißbänder und um Druckstellen zu vermeiden. - Bild: © mimon - fotolia.com
Historisch gesehen sind die Wurzeln des Hachimaki unklar. Vermutlich gehen sie auf sehr praktische Traditionen zurück, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben. Noch heute ist es nicht unüblich, aus den beliebten Tenugui ein Hachimaki zu machen. Ein Tenugui ist eigentlich ein Handtuch (daher auch die Bezeichnung, denn Tenugui bedeutet „Hände abwischen“), doch wenn ein Staubschutz oder Sonnenschutz benötigt wurde, haben Japaner schon früh die Idee gehabt, sich das Tenugui um die Stirn bzw. den Kopf zu wickeln. Heutzutage sieht man diese Tradition noch regelmäßig bei Kendo-Kämpfern. Hier liegt vermutlich auch einer der Ursprünge der ersten echten Hachimaki, die von Samurai getragen wurden. Diese Stirnbänder dienten zunächst aber weniger dekorativen oder symbolischen Zwecken, sondern sollten wahrscheinlich nur als Schweißband dienen, wenn der Samurai einen schweren Kampfhelm über längere Zeit trug. Eventuell hatte es auch eine Funktion als Schutzpolster, um wunde Stellen auf der Stirn zu vermeiden. Diese Verwendung erklärt auch die Herkunft des Wortes Hachimaki, das übersetzt in etwa „Helm-Schal“ bedeutet.
Warum wir mit dem japanischen Stirnband Kamikaze verbinden
Heute verbinden viele Menschen im Westen japanische Stirnbänder in erster Linie mit dem Bild der Kamikaze-Flieger aus dem Zweiten Weltkrieg. Dass mit dem Stirnband Kamikaze somit zu einem bildhaften Symbol in der Vorstellung westlicher Kulturen wurde, ist angesichts der Traditionen nicht ganz falsch. Damals suchte die verzweifelte Regierung in Japan nach Wegen, die unabwendbare Niederlage gegen die Amerikaner noch weiter hinauszuzögern. Man indoktrinierte junge Piloten, dass ihr persönliches Opfer auf dem Schlachtfeld die Wende bringen könnte.
Mangels wirksamer Waffen gegen die übermächtigen Flugzeugträger der US Navy ging man irgendwann dazu über, Flugzeuge als bemannte Bomben einzusetzen. Diese Einsätze wurden in der Regel nicht überlebt, weswegen Kamikaze noch heute als Synonym für Selbstmordmission oder Himmelfahrtskommando gilt. Die Kamikaze Piloten wurden als direkte Nachfolger der Samurai angesehen. Überhaupt galten Kampfpiloten schon im Ersten Weltkrieg auch im Westen als Entsprechung der alten Ritter, die sich im Zweikampf messen konnten. Ging ein japanischer Kamikaze Pilot auf seine Mission, wurden entsprechende Zeremonien abgehalten, mit denen er geehrt wurde. Der Konsum von Sake (Reiswein) half außerdem, die Angst zu beherrschen. Bestandteil der Zeremonien war auch fast immer das Anlegen eines Hachimaki mit einem entsprechenden Wahlspruch auf der Stirn.
Was bedeuten die Aufschriften und Symbole auf dem Hachimaki?
- Zum Lernen für Aufnahme- oder Abschlussprüfungen tragen Japaner oftmals ein Stirnband mit ermutigenden Aufschriften, um ihre Motivation sowie die Erfolgschancen zu steigern. – Bild: © す~ロン - fotolia.com
Die meisten Hachimaki besitzen eine weiße Grundfarbe, wobei es aber auch andere Varianten (etwa rot oder schwarz) gibt. Bei der weißen Version ist ein Aufdruck (früher eine Beschriftung mit dem Pinsel) angebracht, der meist aus einem bunten, grafischen Symbol (etwa dem roten Punkt als Sonnensymbol der japanischen Flagge) sowie einer schwarzen Aufschrift aus Kanji-Schriftzeichen besteht. Je nach Einsatzzweck variieren diese Schriftzüge. Vor allem im amerikanischen Kulturkreis wird irrtümlich angenommen, dass der Spruch Banzai insbesondere ein Ausruf der Kamikaze-Piloten oder von Infanteristen war, die ihr Leben opfern wollten.
Tatsächlich hat der Ausruf Banzai aber nicht zwangsläufig mit dem heldenhaften Tod zu tun. Obwohl er häufig bei Kampfhandlungen verwendet wurde und auch auf Hachimaki zu lesen ist, bedeutet Banzai lediglich „Zehntausend Jahre“ und gilt als Glückwunsch oder Freudenruf. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Banzai und Hisshou („sicherer Sieg“) heutzutage vor allem im Sport Verwendung als Aufschriften der Stirnbänder finden. Auch Toukon, der Kampfgeist, lässt sich in diese Kategorie einreihen. Schüler und Studenten tragen häufig die Aufschrift „Goukaku“, das ein Bestehen der Prüfung implizieren soll. Es gibt darüber hinaus zahlreiche andere Hachimaki und Tenugui, die als Stirnbänder benutzt werden, die Aufschriften für jeden denkbaren Verwendungszweck bieten. Um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stadtteil einer Großstadt wie Tokyo oder anderen Orten mit großem Lokalpatriotismus zu zeigen, tragen viele Japaner entsprechende Stirnbänder mit dem Namen bzw. Symbolen ihrer jeweiligen Wohnorte und Stadtteile, ähnlich den Städtenamen hierzulande auf T-Shirts und Basecaps. Im englischen Sprachraum wird übrigens der Begriff Hachimaki für japanische Stirnbänder eher selten verwendet; hier ist das Wort Bandana verbreiteter, das allerdings nicht zwangsläufig ein japanisches Stirnband bezeichnet, sondern generell bunte und bedruckte Kopftücher meint, wie sie in vielen Ländern getragen werden. Korrekter ist im Zusammenhang mit der japanischen Kultur daher das Wort Hachimaki.
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