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Japan Blue: Vom traditionellen Färbemittel zum Modeprodukt

Das Färben von Stoffen bzw. Kleidung mit Indigo hat in Japan eine lange Tradition. Der Vorgang des Färbens wird mit dem Begriff „Aizome“ bezeichnet. Auch wenn die Zeitbestimmung etwas unklar ist, lassen sich doch Nachweise der Kultivierung von Indigo-Pflanzen auf das 6. -7. Jahrhundert datieren. Zunächst wurden die blauen Stoffe nur für Aristokraten und Samurai benutzt. Im 17. Jahrhundert wurde das Färben mit Indigo auf Stoffe für den alltäglichen Gebrauch erweitert, wozu sicherlich auch der antibakterielle und insektenvertreibende Effekt von Indigo beigetragen hat. Im 19. Jahrhundert, nach der Öffnung Japans, war Aizome-Kleidung dann besonders populär – so populär, dass die von der blauen Farbpracht überwältigten Briten ihr einen eigenen Namen gaben: Japan Blue.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde auch in Deutschland Indigo produziert, und zwar zum ersten Mal synthetisches Indigo. Die künstliche blaue Farbe fand seinen Weg nach Japan und verdrängte die altbewährte, traditionelle Herstellungsmethode. Inzwischen ist die Nachfrage nach dem traditionellen Färbemittel jedoch wieder gestiegen, denn die synthetische Variante kann es in Sachen Langlebigkeit nicht mit der natürlichen Indigopflanze aufnehmen. Während der blaue Farbstoff in seiner früheren Verwendungsart hauptsächlich für Frauenkleider benutzt wurde, ist er heute auch für andere Kleidungsstücke sowie für Kinderkleidung oder Dekorationsartikel wie Noren gebräuchlich. Der Aufschwung des Indigo-Farbstoffs in den letzten Jahren hat ihm in einigen Teilen Japans erneute Aufmerksamkeit eingebracht.

Die Präfekturen Kagawa und Tokushima

Auf Shikoku, der kleinsten der vier Hauptinseln Japans, befinden sich die Präfekturen Tokushima und Kagawa. Die Bezeichnung „Shikoku“ bedeutet etwa „Vier Länder“ und so ist die kleine Insel immer noch in vier Präfekturen unterteilt. Die Gegend ist ländlich geprägt und wie auch die meisten anderen Gebiete Japans besteht die Insel zu großen Teilen aus Bergland.

Die Okuiya-Nijuukazura Brücke in Tokushima ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Hängebrücke befindet sich im Gebirge nahe des Bergs Miune im Westen der Präfektur.
Die Okuiya-Nijuukazura Brücke in Tokushima ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Hängebrücke befindet sich im Gebirge nahe des Bergs Miune im Westen der Präfektur. - Bild: © setsuna - Fotolia.com

Die Präfektur Tokushima im Südosten Shikokus ist namentlich die „Insel der Tugend“ und durch eine Brücke mit der Präfektur Hyogo verbunden. Tokushima umfasst etwa 4100 km² und beherbergt über 750000 Einwohner. Berge und Schluchten sind bezeichnend für die Präfektur. Eine Besonderheit bilden außerdem die Naruto-Strudel, die sich im Meer zwischen Shikoku und Awaji befinden. Das Aizome Handwerk hat in der Präfektur Tokushima eine jahrhundertelange Tradition. Seit der Edo-Zeit wird hier Indigofärberei betrieben und die Region hat auch heute noch eine führende Position in diesem Bereich. Hier kann man Färbereien besuchen und sich selbst an eigenen Kreationen ausprobieren. Ein vom ganzen Land gewürdigtes Projekt der Präfektur ist die Verbindung von Zedernholz und Indigo für Baumaterial. Der Lesesaal der Stadt Tokushima ist mit einem blauen Boden ausgestattet – bestehend aus eingefärbtem Zedernholz. Ein weiteres Projekt ist das „Awa Natural Indigo x Shape in the future Project“. Es ist entstanden, um Indigo, das aus Tokushima stammt, populärer zu machen. Für diesen Zweck gab es verschiedene Veranstaltungen wie Fashion Shows, Ausstellungen oder Workshops zum selber Färben. Eine Kunstausstellung im Dezember 2012 mit Indigo-Kunstwerken hat zudem mit großem Erfolg auf die Aizome-Kunst aufmerksam gemacht.

Der Ritsurin-koen ist einer der schönsten Gärten Japans und ein Aushängeschild der Präfektur Kagawa.
Der Ritsurin-koen ist einer der schönsten Gärten Japans und ein Aushängeschild der Präfektur Kagawa. - Bild: © mrnovel80 - Fotolia.com

Die Präfektur Kagawa hat eine Größe von knapp 1900 km² und beherbergt fast eine Million Einwohner. In der Präfektur liegt unter anderem die Stadt Kotohira, die Standort des größten Shinto-Schrein-Komplexes (Kotohira-gu bzw. Kompira-san) auf der Insel Shikoku ist. Abgesehen von dem Kotohira-gu befindet sich in der Stadt auch das älteste erhaltene Kabuki-Theater. Insbesondere auf kultureller Ebene sind die Präfektur und besonders die Stadt Kotohira einen Besuch wert. Darüber hinaus ist auch in Kagawa die Aizome-Kunst allgegenwärtig. Hier gibt es aber neben Aizome-Stoffen und Aizome-Kleidung auch Seife mit dem blauen Farbstoff, der nach traditioneller Art in einem aufwändigen Prozess produziert wird.

Aizome Stoffe – so wird der Traum in blau hergestellt

Aizome, das Indigo-Färben, hat eine jahrhundertelange Tradition in Japan. Charakteristisch für Aizome gefärbte Stoffe ist die tiefblaue Farbe.
Aizome, das Indigo-Färben, hat eine jahrhundertelange Tradition in Japan. Charakteristisch für Aizome gefärbte Stoffe ist die tiefblaue Farbe. - Bild: © c11yg - Fotolia.com

Der Farbstoff für das Färben in Indigo stammt nach japanischer Tradition aus Knöterichgewächsen (Polygonaceae). Die Blätter der Pflanzen werden zunächst getrocknet, um hinterher über einen längeren Zeitraum eingeweicht zu werden. Dabei ist es wichtig, sie gut zu vermischen, damit die Blätter gären. Bei diesem Gärungsprozess wird der Farbrohstoff (Sukumo) freigesetzt. Um schließlich das Farbbad zu erhalten, in dem sich Stoffe färben lassen, muss dem Rohstoff noch Aschenlauge (Aku) beigemengt werden.

Kleidung und Seife, die mit Aizome gefärbt wurden, sehen nicht nur schön aus, sondern haben auch eine antibakterielle Wirkung.
Kleidung und Seife, die mit Aizome gefärbt wurden, sehen nicht nur schön aus, sondern haben auch eine antibakterielle Wirkung. - Bild: © moonrise - Fotolia.com

Zwei Dinge sind bei der Herstellung von Sukumo besonders zu beachten: Die Wassermenge muss genauestens abgemessen werden und die Temperatur bedarf bei der Fermentierung eines besonderen Augenmerks. Stimmt eines von beidem nicht, ist das Farbbad nicht zu gebrauchen. Entsprechend muss ein Färber viel Erfahrung mitbringen, um einen guten Farbstoff verfertigen zu können. In das Farbbad werden die Stoffe schließlich eingetaucht und erhalten durch die Oxidation während der Lufttrocknung den besonderen Japan Blue Farbton. Je häufiger man Stoffe in das Farbbad eintaucht, desto kräftiger wird der Blauton. Die fertigen Aizome Stoffe, die durch den traditionellen Herstellungsprozess entstehen, erfreuen sich auch in jüngerer Zeit großer Beliebtheit und werden vielseitig genutzt.

Das traditionelle Japan Blue gibt es auch in modern

Aizome hat den Weg in die Moderne gefunden. Ob Jeans, Blusen oder sogar Seife – Japan Blue ist immer noch in.
Aizome hat den Weg in die Moderne gefunden. Ob Jeans, Blusen oder sogar Seife – Japan Blue ist immer noch in. - Bild: © Bananafish - Fotolia.com

Während das Indigo-Blau früher nur für Frauenkleider benutzt wurde, gibt es inzwischen diverse Anwendungsgebiete dafür. Ob in Jeans, Shirts, Röcken oder Tüchern, Vorhängen und ähnlichem – die traditionelle Färbetechnik verschmilzt immer mehr mit modernen Ideen. Besonders Jeans repräsentieren moderne Aizome-Kleidung. Natürliche Indigo Jeans von „pure blue japan“ sind eine handgefärbte Rarität, die jeden Jeans-Liebhaber verzücken. Sie zeichnen sich durch wunderschöne blaue Farbschattierungen und Farbverläufe aus. Blau gefärbter Stoff kann außerdem durch spezielle Techniken (Shibori) mit besonderen Mustern bzw. Designs versehen werden.

Dadurch dass beim traditionellen Färben mit Indigo keine Chemikalien benutzt werden, eignet sich die Aizome-Kleidung – zum Beispiel aus Tokushima oder Kagawa – auch für Babys und ist ein hervorragendes Geschenk für jedermann. Durch den antibakteriellen Effekt von Indigo hat sich inzwischen auch Aizome Seife durchgesetzt. Sie verschönert jedes Badezimmer mit dem einzigartigen Farbton. Wer die Aizome-Technik selbst erkunden möchte, hat die Möglichkeit, Workshops zu besuchen und dort eigene Taschentücher, Stolen, Shirts und vieles mehr zu färben. Wer nicht bis zum Workshop warten will, findet auf japanwelt zum Beispiel Noren in Aizome Färbung – und natürlich noch viele weitere Artikel, die sich die schöne Farbe des Japan Blue zu eigen gemacht haben.

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