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So funktioniert schenken in Japan – eine Kunst für sich

Schenken nimmt in allen Kulturen einen hohen Stellenwert ein - oft von einer ganzen Reihe von ungeschriebenen Regeln begleitet. Dies gilt ganz besonders für die Geschenkkultur in Japan, die hier ausgesprochen ausgeprägt ist. Im Jahr gibt es gut 30 Anlässe, zu denen man Geschenke machen kann und teilweise sogar muss. Hinzu kommen Gastgeschenke und Mitbringsel von Reisen.

Das Schenken in Japan folgt dabei dem „Giri“, dem Code des Gebens und Nehmens. Der „Giri“ leitet sich aus dem schintoistischen Glauben ab und erfordert in vielen Fällen ein Gegengeschenk. Gegengeschenke sind dabei zumeist vom Wert her etwas geringer. Dies sollte man im Auge behalten, falls man ein sehr aufwendiges oder teures Geschenk machen möchte, denn so kann man den Beschenkten leicht in Bedrängnis bringen.

 

Giri – das Konzept von Geben und Nehmen

Anlässe für Geschenke in Japan
In Japan gibt es mehr als 30 verschiedene Anlässe für Geschenke - Bild: © Paylessimages - Stocks.Adobe.com

 

Der Shintoismus, die alte, ursprüngliche Religion der Japaner, fordert Opfer, die den jeweiligen Wesenheiten in ihren Schreinen dargebracht werden. Mit diesen Opfergaben bittet man die Wesenheit um eine Gegenleistung. Aus diesem spirituellen Geben und Nehmen entwickelte sich die Notwendigkeit eines Gegengeschenkes bei vielen, wenn auch nicht allen Anlässen.

Beim Geschenke schenken kommen in Japan aber zusätzlich noch zwei weitere kulturelle Besonderheiten zum Tragen. Die „Wa“ genannte Erhaltung der Harmonie wird durch das Gegengeschenk ausgedrückt. Sie stellt die Balance zwischen Schenkendem und Beschenkten wieder her.

In der langen feudalen Tradition Japans war es oft nötig, sich als Nachbarn – egal ob auf dem Land oder in der Stadt – beizustehen. Auch diese Komponenten bilden Bausteine des Giri, wie es heute in Bezug auf das Schenken verstanden wird.

 

Anlässe für Geschenke in Japan

Der wichtigste Feiertag, an dem man sich in Japan gegenseitig Geschenke macht, ist das japanische Neujahrsfest. Zu dieser Gelegenheit werden auch die japanischen Neujahrskarten, die Nengajō, an Freunde und Familie versandt.

Dabei kann man die in Japan üblichen Gelegenheiten zum Schenken in drei Kategorien einteilen. O-chūgen und O-seibo, die halbjährlich stattfindenden Geschenkesaisons zum buddhistischen Bon Fest finden von Ende Juli bis Mitte August und im Dezember statt.

Hinzukommen feste Tage wie Geburtstage und aus dem Westen übernommene Anlässe wie Weihnachten, dass in Japan inzwischen sehr populär ist, und der Valentinstag, an dem in Japan allerdings nur Männer beschenkt werden.

Diese können sich dann am „Weißen Tag“ (14. März) bei ihren Kolleginnen und Freundinnen revanchieren.

Außerdem verschenkt man in Japan die Omiyage oder Temiyage genannten Aufmerksamkeiten, Reisemitbringsel und auch Gastgeschenke.


Das richtige Überreichen von Geschenken 

Geschenke überreichen in Japan
Um zu zeigen, dass ein Geschenk von Herzen kommt, wird es immer mit beiden Händen überreicht. - Bild: © kai - Stocks.Adobe.com

 

Ganz wichtig ist in Japan dabei das korrekte Überreichen des Geschenkes. Dieses wird vom Schenkenden immer mit beiden Händen dem Beschenkten dargeboten.

Geschenke öffnet man in Japan nie im Beisein des Schenkenden, sondern immer zu einem späteren Zeitpunkt. Ist der Beschenkte enttäuscht, vermeidet er damit den Gesichtsverlust des Schenkenden.

 

Japanische Verpackung von Geschenken

Geschenke verpackt man in Japan nicht wie bei uns üblich mit Geschenkpapier. Der Japaner wickelt das Geschenk in ein Furoshiki, ein einfaches und häufig einfarbiges, quadratisches Tuch.

Das Furoshiki kann auf mannigfaltige Weise gefaltet und verknotet werden. Das japanische Umweltministerium hat hierfür sogar eine Infografik herausgegeben, die ein bisschen an Anleitungen zum Knüpfen von Krawatten erinnert.

Viele Geschäfte, insbesondere solche die regionale Spezialitäten oder Souvenirs anbieten, verpacken die Geschenke auch gleich im Laden. So kann der Beschenkte manchmal auch den Wert des Geschenkes gleich auf den ersten Blick abschätzen, und ein entsprechendes Gegengeschenk vorbereiten.

Furoshiki Falttechniken
Für das Geschenke-Verpacken mit dem Furoshiki gibt es unzählige Falttechniken - Bild: © paylessimages - Stocks.Adobe.com

 

Was man beim Schenken in Japan beachten muss – die wichtigsten Tabus

Wie in fast allen Ländern gibt es auch in Japan einige Sitten und symbolhafte Zuschreibungen, die man beachten sollte, um richtig zu schenken. Ausländer sollten die Regeln selbstverständlich versuchen zu beachten. Ein gewisses Unwissen um diese Besonderheiten verzeiht der Japaner in der Regel.

Die wichtigsten Eigenheiten und Tabus, an die man sich halten sollte, sind: 

  • Die Farbe Weiß – steht für Beerdigung und Trauer und sollte bei Geschenken zu anderen Anlässen für die Verpackung gemieden werden
  • Die Zahl 4 – gilt als Unglückszahl, klingt ausgesprochen (shi) wie das japanische Wort für Tot, weshalb man zum Beispiel nie vier Blumen schenkt
  • Scheren und Messer – in Japan als Geschenk extrem ungeeignet, da sie symbolisch für Trennung und Auflösung von Freundschaft stehen
  • gelbe Taschentücher – stehen symbolisch für Verrat
  • Verpackungen oder Geschenke mit einem Fuchsmotiv – steht für Hinterhältigkeit
  • alles, was das kaiserliche Wappen zeigt

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