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Naturgewalten in Japan – Ein Land zwischen Erdbeben und Vulkanen

Das Leben am pazifischen Feuerring ist niemals wirklich ruhig und mitunter gefährlich. Das gilt auch für Japan, denn in Japan Erdbeben zu erleben gehört fast zum Alltag. Auch Vulkanausbrüche oder Tsunamis passieren hier viel häufiger als in weiten Teilen der restlichen Welt. Jeden Monat erschüttern durchschnittlich mehr als 70 Erdbeben mit einer Stärke von über 4,0 das Land – ungefähr 17 Mal im Jahr bebt die Erde sogar mit einer Stärke von über 6,0 auf der Richterskala. Vor kurzem berichteten auch deutsche Medien, dass der Vulkan Sakurajima erneut ausgebrochen ist – bei dem daueraktiven Vulkan in der Nähe von Kyushu allerdings keine Seltenheit. Überhaupt gibt es mehr als 240 Vulkane in Japan, von denen über 40 als sehr aktiv gelten.

Aber warum ist gerade in Japan das Risiko von Naturkatastrophen so hoch und wie sorgen die Japaner für Schutz vor den Naturgewalten?

Die geografische Lage verursacht in Japan Erdbeben und schafft viele Vulkane

Seismographen zeichnen Erdstöße und deren Kraft auf. So kann die Stärke bestimmt werden.

Der Name "Pazifischer Feuerring" kommt nicht von ungefähr. Die Erdkruste besteht aus mehreren Platten, die ständig in Bewegung sind, wobei Japan an einer so genannten Bruchzone liegt. So prallen bei Japan die Eurasische Platte und die Philippinische Platte aufeinander, von Osten schiebt sich zusätzlich die Pazifische Platte unter die beiden anderen. An den Rändern solcher Platten entstehen besonders viele Vulkane, die durch die konstante Bewegung seit Jahrtausenden mehr oder weniger aktiv sind. Da die japanischen Inseln eine große Nord-Süd-Ausdehnung entlang der Pazifischen Platte besitzen, ist es nicht verwunderlich, dass es in diesem Land eine ganze Kette von Vulkanen gibt. Die Plattentektonik ist es auch, die jährlich für etwa 1500 Erdbeben in Japan sorgt – und bei schweren Seebeben auch das Risiko von Tsunamis an der japanischen Küste erhöht. Entlang des Izu-Bonin-Mariana-Inselbogens entstehen durch die vulkanische Aktivität sogar neue Inseln, wie die 2013 aufgetauchte Vulkaninsel Nishinoshima, die etwa tausend Kilometer südöstlich von Tokyo liegt und mittlerweile ungefähr vier Quadratkilometer misst.

Zerstörerische Naturgewalten in Japan prägen das Land und seine Bewohner

Das Große Tohoku Erdbeben 2011 und der folgende Tsunami hatten eine riesige Zerstörungsgewalt. Noch heute sind nicht alle Schäden beseitigt.

Immer wieder zeigt sich jedoch auch die zerstörerische Seite der Naturgewalten in Japan. In den letzten Jahrhunderten gab es in Japan Naturkatastrophen, die verheerend waren und das Land nachhaltig geprägt haben. Aus jüngster Vergangenheit sollte das Tohoku Erdbeben 2011 bekannt sein – ein starkes Seebeben, das am 11. März 2011 vor der Präfektur Miyagi an der japanischen Ost-Küste stattfand. Mit einer Magnitude von 9,0 zählt es zu den fünf stärksten Erdbeben der Welt – nur übertroffen vom Erdbeben von Valdivia (Chile, 1960, Stärke 9,5), dem Karfreitagsbeben (Alaska, 1964, Stärke 9,2) und dem Erdbeben im indischen Ozean vor Sumatra (26. Dezember 2004, Stärke 9,1). Durch die Kraft des Erdbebens und der zahlreichen starken Nachbeben wurde die Hauptinsel Honshu übrigens um 2,4 Meter nach Osten verschoben und die Küsten senkten sich um ganze 40 bis 120 cm ab, wodurch die Überflutungsgefahr in diesen Gebieten anstieg.

Schon oft hat Japan Tsunamis erlebt. Die Riesenwellen werden durch Seebeben ausgelöst und türmen sich vor der Küste meterhoch auf; treffen sie auf Festland, reißen sie teilweise kilometerweit im Landesinneren noch alles mit sich. Doch der Tsunami, der dem Tohoku Erdbeben 2011 unmittelbar folgte, verwüstete nicht nur weite Teile der Tohoku-Region im Nordosten Japans und kostete tausende Menschen das Leben – er löste im Atomkraftwerk von Fukushima eine Atomkatastrophe aus. Seitdem sind weite Teile der Region unbewohnbar. Die japanische Regierung schaltete als Folge sukzessiv alle 17 Atomkraftwerke (mit insgesamt 54 Atomreaktoren) des Landes ab. Spätestens seit August 2015, als das Kernkraftwerk Sendai im Süden Japans wieder ans Netz ging, wurde allerdings klar, dass die japanische Regierung noch immer keinen Atomausstieg plant, auch wenn nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima landesweit 11 Reaktoren endgültig stillgelegt wurden.

Beim großen Kanto Erdbeben 1923 wurden Yokohama und weite Teile Tokyos zerstört. Die meisten Holzbauten fielen den nachfolgenden Feuern zum Opfer.

Aber auch vor 2011 gab es in Japan Erdbeben, die verheerend waren. Das Große Kanto-Erdbeben am 1. September 1923 zum Beispiel zerstörte die Hafenstadt Yokohama und weite Teile Tokyos, besonders die Stadtbezirke westlich des Kaiserpalastes. Mehr als das eigentliche Erdbeben legten die nachfolgenden Brände die beiden Städte in Schutt und Asche, was vor allem an den vielen traditionellen Holzbauten lag, die schnell Feuer fingen. Die wenigen westlichen Backsteinhäuser waren größtenteils bereits durch die Erdstöße eingestürzt. Insgesamt gab es mehr als 142.000 Todesopfer zu beklagen.

Vor allem die Präfekturen Aomori, Iwate und Miyagi im Nordosten Japans wurden in der Vergangenheit durch Erdbeben und Tsunamis gebeutelt. Neben der Katastrophe von 2011 gab es auch in den Jahren 869, 1611, 1896 und 1933 verheerende Seebeben vor der Küste, die Tsunamis auslösten. Aber auch Tokyo befindet sich in einer tektonischen Bruchzone, die bisher etwa alle 70 Jahre von einem größeren Erdbeben getroffen wurde.

Japan, das Land der Taifune, Vulkanausbrüche, Erdrutsche und heftigen Schneefälle

Neben Erdbeben wird Japan regelmäßig von August bis Oktober von zahlreichen Taifunen heimgesucht, die neben heftigen Windstärken auch große Niederschlagsmengen mitbringen und an den Küsten für Sturmfluten sorgen. Dadurch, dass Japan im Prinzip ein aus dem Meer aufragendes Gebirge ist, herrscht auf dem Großteil seiner Fläche ein Gefälle von über 8 Prozent, was – vor allem in der Regenzeit – Erdrutsche begünstigt, wie beispielsweise der Erdrutsch bei Hiroshima im August 2014.

Im hohen Norden auf Hokkaido gibt es zwar keine Regenzeit, hier sorgen allerdings im Winter feuchte Luftmassen aus Richtung Sibirien regelmäßig für heftige Schneefälle. Meterhohe Schneeberge sind keine Seltenheit. Trotz der guten Anpassung an dieses Klima kommt es deshalb öfter zu kilometerlangen Staus und Stromausfällen.

Vulkanausbrüche gehören in Japan zu den häufigeren Phänomenen. Immerhin gibt es etwa 40 aktive Vulkane auf den Inseln.

In der Geschichte gab es aufgrund der vielen Vulkane in Japan natürlicherweise immer wieder größere Eruptionen. Vor allem der Mihara, der Miyake-jima und der Torishima vor der Izu-Halbinsel, der Ohachi und der Sakurajima auf Kyushu, der Usu und der Komagatake auf Hokkaido sowie der Asama in Gunma sind in den letzten 500 Jahren verstärkt ausgebrochen. Allerdings sind die Zahl der Todesopfer und die Höhe der Schäden im Normalfall kaum mit denen bei größeren Erdbeben zu vergleichen. Insgesamt gab es bei den meisten Vulkanausbrüchen in Japan keine oder nur wenige Todesopfer. Ausnahme dabei war beispielsweise der Tsunami, der 1741 durch den Ausbruch des Vulkans Oshima auf der gleichnamigen Vulkaninsel vor Hokkaido ausgelöst wurde. Er kostete mehr als 1600 Menschen das Leben und zerstörte zahlreiche Häuser und Schiffe. Auf Honshu kam es im Jahr 1783 zu einem schweren Ausbruch des Vulkans Asama (der aktivste Vulkan der Insel), bei dem etwa 1500 Menschen durch Lavaströme und Überschwemmungen starben. Als Folge der großen ausgeworfenen Aschemengen verringerte sich die Sonneneinstrahlung und in den folgenden Jahren starben hunderttausende Menschen bei einer Hungersnot. Die folgenreichste Eruption ereignete sich allerdings 1792 auf Kyushu. Im Vulkankomplex Uzen kam es zu einem heftigen Ausbruch, wobei ein folgendes Erdbeben einen der Vulkane zum Kollabieren brachte. Die ausgelöste Lawine schoss in den Ozean, der folgende Tsunami zerstörte die Stadt Shimabata, mehr als 15.000 Menschen starben durch Bergsturz und die Flutwelle. Dennoch stellen Vulkane in Japan allgemein keine so große Gefahr dar, wie man ob ihrer Anzahl vermuten würde. Japans berühmtester Vulkan, der Fuji, gilt übrigens als aktiv mit geringem Ausbruchsrisiko. Seit 1708 ruht der Berg und ist zu einem der beliebtesten Ausflugsziele für Wanderer geworden.

Wie man in Japan Naturkatastrophen begegnet und sich gegen sie schützt

Seit dem Großen Kanto Erdbeben setzte sich Stahlbeton als Baustoff durch, da er sich als erdbebensicher erwiesen hatte.

Aufgrund der Vielzahl der stärkeren Erdbeben pro Jahr nehmen die Japaner den Erdbebenschutz sehr ernst. Die japanische Regierung erklärte 1960 den 1. September zum Katastrophenvorsorgetag, um die Bevölkerung regelmäßig daran zu erinnern, wie essentiell vorbeugende Maßnahmen sind. Abgesehen davon rückten vor allem erdbebensichere Bauten in den Fokus. Seit dem Großen Kanto Erdbeben setzte sich so beispielsweise Stahlbeton als vorherrschender Baustoff für japanische Häuser durch, da die wenigen Bauten aus Stahlbeton sich nach dem Beben und den folgenden Bränden als die widerstandsfähigsten erwiesen hatten. Auch stahlverstärkte Backsteine werden zum Häuserbau verwendet und durch Hochleistungs-Faserverbundstoffe lassen sich Gebäude auch nachträglich noch erdbebensicher(er) machen. Überhaupt konnten dank der Investition in die sicherere Bauweise japanischer Häuser sowohl in Großstädten als auch auf dem Land größere Schäden durch Erdbeben verhindert werden. 

Infolge des Kobe-Erdbebens 1995 wurden die Bauvorschriften in Japan zusätzlich verschärft – seitdem stehen erdbebensichere Bauten noch mehr im Vordergrund. Vor allem Wolkenkratzer, wie es sie in Metropolen wie Tokyo zahlreich gibt, müssen auch größere Erdbeben möglichst unbeschadet überstehen. Die dynamischen Eigenschaften der Bauwerke und des Untergrunds müssen schon in der Planung berücksichtigt werden. Bauliche Veränderungen bedürfen ausdrücklicher Genehmigungen. Zur erdbebensicheren Bauweise gehört auch, dass eine Flucht bzw. die Rettung von Menschenleben möglich sein muss. Die Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima hat jedoch gezeigt, dass gerade in solch sensiblen Gebäuden die Vorschriften bisher nicht ausreichen. Nach dem Ereignis wurden neue Vorschriften erlassen, die solche Gebäude nicht nur erdbebensicher machen, sondern auch vor Tsunamis schützen sollen. Die Umsetzung ist allerdings langwierig und es ist bisher unklar, ob die neuen Maßnahmen im Ernstfall ausreichend sind.

Schon in der Grundschule lernen Kinder, wie sie sich bei Erdbeben richtig verhalten. Regelmäßig gibt es in Schulen, Büros, Geschäften und Fabriken Übungen.

Erdbeben-Übungen gehören übrigens schon in der Schule zum Alltag. Regelmäßig lernen die Kinder die wichtigsten Verhaltensregeln bei einem Erdbeben, beispielsweise Schutz unter einem Tisch zu suchen und sich von Fenstern fernzuhalten. Besonders am 1. September gibt es landesweit Übungen in Schulen, Bürogebäuden und Fabriken, die das richtige Verhalten bei Erdbeben schulen. Da Japaner leichte Erdstöße gewöhnt sind, lassen sie sich im Alltag nicht beeinträchtigen. Panikausbrüche gibt es in Japan nicht – es sei denn, es handelt sich um ein sehr starkes Beben.

Frühwarnsysteme helfen den Japanern, sich in Sicherheit zu bringen

Die hohe Zahl an Erdbeben in der Vergangenheit verschafft Japan einen Vorteil in der Erdbebenforschung, denn man kann auf umfangreiche Daten zu Erdbeben und deren Auswirkungen zurückgreifen. So wird Japan eine Vorreiterrolle in der Erdbebenvorhersage und der Prävention zuteil. Eines der wichtigsten Mittel zur Opfer- und Schadensbegrenzung ist das flächendeckende Frühwarnsystem, das die umfangreichen Erfahrungen der Erdbebenforschung nutzt und die Bevölkerung über Handys und die Medien warnt. Dazu wurden sogenannte Beschleunigungsmesser im Abstand von etwa fünf Kilometern in der Erde installiert, die bei starken seismischen Wellen ansprechen. Beim Warnsystem macht man sich die um ein Vielfaches höhere Geschwindigkeit von Funkwellen gegenüber Erdschwingungen zu Nutze, um rechtzeitig Gas-/Wasserleitungen zu sperren, Notstromaggregate anzusprechen und Kraftwerke abzuschalten. Interessant dabei ist, dass es möglich ist, ungefähr fünf Sekunden vor dem Erdbeben einen Alarm an die Bevölkerung auszulösen – abhängig von der Entfernung zum Epizentrum. Rundfunksender und Mobilanbieter leiten den Alarm umgehend als Warnton an ihre Hörer und Nutzer weiter, sodass diese sich theoretisch rechtzeitig unter einem Tisch, im Türrahmen oder an anderen Orten in Sicherheit bringen können. Außerdem bringt der Alarm die Hochgeschwindigkeitszüge (Shinkansen) sofort zum Stehen, um ein Entgleisen zu verhindern. Ermöglicht wird das Frühwarnsystem sowie eine klare Eingrenzung des gefährdeten Gebietes durch hochpräzise Messinstrumente. Dennoch hat das große Beben von 2011 gezeigt, dass sich die Vorausberechnung der Erdbebenstärke als zunehmend unzuverlässig erwiesen hat. In den letzten Jahrzehnten haben in Japan Erdbeben zunehmend an Stärke gewonnen, weshalb weitere Maßnahmen geplant sind, die die Menschen besser vor Naturkatastrophen schützen sollen.

Der Vulkan Uzu-san sorgte in Hokkaido bereits für einigen Aufruhr. Auch jetzt ist er noch aktiv.

Das Frühwarnsystem funktioniert bei Vulkanausbrüchen aber nach wie vor sehr gut. Bisher konnten die Menschen in den allermeisten Fällen rechtzeitig evakuiert werden, falls eine Evakuierung überhaupt notwendig war. Nur in seltenen Fällen wurden Forscher und Bevölkerung gleichermaßen von einem explosionsartigen Ausbruch überrascht.

Nach dem Tsunami, der dem Meiji-Sanriku-Erdbeben folgte, trieb Japan die Tsunami-Forschung weiter voran.Das Meiji-Sanriku-Erdbeben 1896 und der folgende Tsunami, die in der Tohoku-Region viele Menschenleben forderten, veranlassten Japan Tsunami Forschungen voranzutreiben und die Frühwarnsysteme für die Flutwellen auszubauen. Man versucht sich mit großen Dämmen und Wellenbrechern gegen die Fluten zu schützen. Die Dämme werden allerdings oft von Straßen durchbrochen, sodass die lokale Feuerwehr ungefähr fünf Minuten Vorwarnzeit benötigt, um die Tore zu schließen. Um für genügend Vorlaufzeit zu sorgen, gibt es in Japan Tsunami Warnsysteme, die mit Aufzeichnungen aus geologischen Stationen arbeiten. Drei Stationen reichen aus, um Stärke und Ort des Seebebens zu bestimmen sowie die Richtung der Erdstöße zu ermitteln und so eine Tsunami-Gefahr zu erkennen. Obwohl die Bevölkerung so meist kurzfristig gewarnt werden kann, reicht dies oftmals nicht aus, um rechtzeitig Schutz zu suchen bzw. die Bevölkerung in den voraussichtlich betroffenen Gebieten zu evakuieren.

Allgemein sind Warnsysteme in der Anschaffung und Wartung sehr teuer, tragen aber regelmäßig zu einer signifikanten Reduktion von Schäden und vor allem zur Rettung von Menschenleben bei. Naturgewalten in Japan sind und bleiben gefährlich, doch die Japaner haben zumindest mit den kleineren Erdbeben, Vulkanausbrüchen und den Taifunen im Spätsommer zu leben gelernt. Dennoch bleibt die Natur unberechenbar, auch wenn dank modernster Technik und jahrelanger Erfahrung Risiken minimiert werden können.

Der Fuji ist Japans höchster Berg und gleichzeitig einer der aktiven Vulkane Japans. Allerdings brach er das letzte Mal 1707 aus und ist nun beliebtes Ziel von Wanderern.

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