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Japanische Latte Art – Kunst in der Kaffeetasse

Latte Art, die kunstvollen Verzierungen des Milchschaums auf einer leckeren Tasse Kaffee in Form von Blättern, Rosetten oder Smileys, kennen wohl alle Kaffeeliebhaber. Doch die japanische Latte Art hat diese Kunstform der Baristas auf ein neues Niveau gehoben. Neben Anime-Helden, personalisierten Designs und der Verwendung von essbaren Farben gibt es in Japan sogar 3D-Latte Art. Dabei werden Kaffee- und Milchschaum zu regelrechten Skulpturen geformt, die aus der Tasse herausragen.

Der Fokus bei japanischer Latte Art liegt sowohl auf ästhetischer Perfektion – klassisch japanisch – als auch auf Kreativität. Man findet diese Kunstform in modernen Cafés, von denen einige darauf spezialisiert sind, sowie in traditionellen Kissaten (喫茶店, "Laden, in dem man Tee konsumiert"). Diese Lokale bieten eine ruhige Atmosphäre für den Genuss von Tee und Kaffee.

 

Was ist Latte Art?

Latte Art bezeichnet die Kunst, kreative Muster, Designs und Bilder auf der Milchschaumoberfläche eines Latte Macchiato oder Cappuccino zu kreieren. Diese entstehen durch den Kontrast zwischen Milchschaum und Espresso, also durch einen Hell-Dunkel-Unterschied. Das Ziel ist eine visuell ansprechende Präsentation.

Die Designs variieren je nach Barista und Stil. Besonders in Japan gibt es eine enorme Vielfalt an Motiven, darunter 3D-Latte Art. Je nach Design wird Latte Art freihand mit der Kaffeemaschine und dem Milchschaum erstellt oder durch den Einsatz spezieller Werkzeuge verfeinert. Seit 2006 wird Latte Art in Japan durch die Japan Latte Art Championship (JLAC) gefördert. Ursprünglich als Ausstellung gestartet, entwickelte sie sich 2009 nach dem Erfolg eines japanischen Baristas bei der Latte Art World Championship zu einem bedeutenden Wettbewerb.

 

Japanische 3d-Latte art

Eine typische 3D-Latte Art aus Japan, bei der die Pfoten der niedlichen Figuren über den Tassenrand hinausragen.
Foto © 活性化中 - Own work, CC BY-SA 4.0

 

Die Entwicklung von Latte Art in Japan

Latte Art hat ihren – wenn auch abschließend ungeklärten – Ursprung wohl in den 1970er Jahren in Italien. Von dort verbreitete sich diese Kunstform rasch in die USA, wo sie in den späten 1980er und 1990er Jahren erste große Popularität erlangte. Von den USA aus trat Latte Art ihren weltweiten Siegeszug an und fand schließlich auch ihren Weg nach Japan, wo sie sich insbesondere seit den frühen 2000er Jahren etablierte.

Japanische Baristas haben die Kunst weiterentwickelt und besonders kreative Formen hervorgebracht. Dazu gehört insbesondere 3D-Latte Art, bei der der Schaum plastisch über den Tassenrand hinausragt. Diese Technik wird inzwischen auch außerhalb Japans von ambitionierten Latte Art-Künstlern ausprobiert, doch die wahren Meister dieser neuen Form finden sich weiterhin vor allem in Japan.

Diese Innovationsfreude und Kreativität, gepaart mit dem Streben nach Perfektion, führt dazu, dass japanische Baristas immer wieder Spitzenplätze bei internationalen Latte Art-Wettbewerben belegen. Dadurch beeinflussen sie die globale Entwicklung der Latte Art maßgeblich.

 

Typische Motive in der japanischen Latte Art

In der japanischen Latte Art sind neben den klassischen Blättern, Smileys und Rosetten vor allem Tiermotive und Figuren aus der Popkultur beliebt. Besonders häufig sind Hunde, Katzen und Pandas zu sehen. Daneben gibt es auch Tiere mit tieferer Bedeutung in der japanischen Kultur, wie die Schildkröte oder der Kranich.

Bei den Anime- und Manga-Motiven erfreuen sich insbesondere Charaktere aus Demon Slayer, Pokémon und Kirby großer Beliebtheit. Diese popkulturellen Motive werden manchmal in Farbe direkt auf den Milchschaum „gemalt“. Farbige Latte Art wird häufig auf Bestellung oder zu besonderen Anlässen kreiert.

Besonders spektakulär ist jedoch die 3D-Latte Art, bei der Baristas kunstvolle Skulpturen aus Milchschaum formen, die oft über den Tassenrand hinausragen. Häufig handelt es sich dabei um verschiedene Tiermotive, vor allem Katzen und Hunde. Die ephemeren 3D-Figuren spielen mit dem Hell-Dunkel-Kontrast zwischen Milchschaum und Espresso. Farbe wird hier, wenn überhaupt, nur sehr sparsam eingesetzt.

 

Wird nur Kaffee für Latte Art in Japan verwendet?

In Japan wird nicht nur Kaffee für Latte Art genutzt, auch wenn dieser nach wie vor die gängigste Basis für diese Kunstform ist. Besonders beliebt ist in Japan außerdem Latte Art mit Matcha-Latte, die sich immer weiter verbreitet. Der Kontrast zwischen dem grünen Matcha und dem weißen Milchschaum ist zwar weniger stark als bei Kaffee, dennoch können die entstehenden Designs ebenso fein und detailliert sein.

Japan ist zudem das bislang einzige Land, das mit der Matcha Latte Art Competition einen eigenen Wettbewerb für Matcha Latte Art veranstaltet. Hier treten die besten Baristas Japans und der Welt gegeneinander an und demonstrieren ihre Kunstfertigkeit beim Schäumen und Gießen von Matcha. Bewertet werden nicht nur die entstandenen Designs, sondern auch die technische Präzision des gesamten Prozesses.

Die Technik der Matcha Latte Art unterscheidet sich dabei deutlich von der herkömmlichen Latte Art, da Matcha Latte keine Crema besitzt, wie sie bei Espresso-basierten Kaffeegetränken zu finden ist. Die große Beliebtheit und Förderung der Matcha Latte Art in Japan hängt sicher auch damit zusammen, dass sich in diesem Getränk die japanische Teekultur auf besondere Weise mit der modernen Kaffeekunst verbindet.

Neben Kaffee Latte Art und Matcha Latte Art gibt es in Japan auch Latte Art mit Hōjicha Latte. Hōjicha (焙じ茶) ist ein gerösteter japanischer Grüntee mit einer dunkleren, bräunlichen Farbe. Die Technik zur Erstellung dieser Latte Art ähnelt der von Matcha Latte Art, allerdings ist sie deutlich seltener zu finden als die Varianten mit Kaffee oder Matcha Latte.

Alle Formen von Latte Art sind in Japan vor allem in modernen Cafés anzutreffen. Besonders Matcha Latte Art und Hōjicha Latte Art erfreuen sich bei jüngeren Leuten großer Beliebtheit.

 

Japanische Latte Art Matcha

Da Matcha keine Crema hat, ist es schwieriger, präzise Linien und Muster zu erzeugen. Matcha-Baristas müssen die Milch besonders gut aufschäumen und beim Eingießen die perfekte Balance zwischen Milch, Matcha und Schaumbildung finden.
Foto © Irene K

 

Techniken der Latte Art

Latte Art hat eine Vielzahl an Techniken hervorgebracht, die wir hier vorstellen. Am Ende gehen wir zudem auf wichtige technische Aspekte und Begriffe der Latte Art ein. Die vier Haupttechniken sind:

  • Free Pour: Dies ist die am weitesten verbreitete Technik der Latte Art. Dabei wird die aufgeschäumte Milch direkt in den Espresso gegossen, um Muster zu erzeugen. Die Kunst liegt in der präzisen Kontrolle des Milchflusses und der genauen Platzierung des Milchschaums. Beliebte Free Pour Designs sind Herzen, Rosetten und Tulpen.
  • Etching: Anders als beim Free Pour kommen hier spezielle Werkzeuge wie feine Stifte zum Einsatz, mit denen der Milchschaum nach dem Eingießen weiter bearbeitet wird. Dadurch entstehen kompliziertere Designs und feinere Details. Etching wird häufig für personalisierte Designs wie Namen, Gesichter oder komplexe Figuren
  • 2D-Latte Art: Hierbei werden flache Muster und Motive auf die Oberfläche des Milchschaums gezeichnet, ohne dass der Schaum weiter modelliert wird. Der Fokus liegt auf der präzisen Handführung und der Konsistenz des Schaums. Ziel ist es, klare und detaillierte 2D-Bilder zu erschaffen. Besonders in Japan sind Tiere, Blumen sowie Charaktere aus der Popkultur, insbesondere aus Anime, sehr beliebt. 2D-Latte Art gehört mittlerweile zu den klassischen Latte Art-Techniken in Japan und ist dort weit verbreitet.
  • 3D-Latte Art: Für diese Technik wird besonders dicker und fester Milchschaum benötigt, der stabil genug ist, um daraus dreidimensionale Figuren und Strukturen zu formen. Häufig entstehen niedliche Tierfiguren, die sogar über den Tassenrand hinausragen können. Das Modellieren dieser Milchschaumskulpturen erfordert nicht nur Geschicklichkeit und Erfahrung, sondern auch viel Geduld.

Die verschiedenen Latte Art-Techniken zeigen, wie vielseitig diese Kunstform ist und wie sehr sie von Kreativität und Präzision abhängt.

 

Technische Aspekte der Latte Art

Alle vier Latte Art-Techniken erfordern das Beherrschen bestimmter technischer Aspekte, die maßgeblich für ein gelungenes Design sind. Zu diesen gehören vor allem:

  • Sprout Proximity: Dieser Begriff beschreibt die Entfernung der Milchkanne zur Oberfläche des Kaffees und deren präzise Kontrolle. Die gewählte Nähe – und deren Veränderung während des Eingießens – beeinflusst das Design. Eine präzise Führung ist notwendig, um saubere Linien und scharfe Kanten zu erzeugen.
  • Flow Rate: Die Flow Rate bezeichnet die Geschwindigkeit des Milcheingießens, welche großen Einfluss auf die entstehenden Designs hat. Eine langsame Flow Rate führt zu klareren Linien und schärferen Mustern, während ein schnelles Eingießen weichere, fließendere Formen entstehen lässt.
  • Cup Rotation: Darunter versteht man das Drehen der Tasse während des Eingießens, um symmetrische Muster zu erzeugen. Diese Technik ist besonders wichtig für komplexe Muster wie Rosetten oder Tulpen.

 

Warum ist Latte Art in Japan so beliebt?

Die große Verbreitung und Beliebtheit von Latte Art in Japan hat mehrere Gründe:

  1. Ästhetische Perfektion: Das Streben nach ästhetischer Perfektion passt hervorragend zur japanischen Kultur, in der kunstvolle Darstellungen hoch geschätzt werden.
  2. Social Media: Latte Art wird stark über Social Media Plattformen verbreitet und sorgt für virale Trends. Besonders junge Leute genießen die Verbindung von visuellen Komponenten und Genuss in Form von Kaffee, Matcha oder Hōjicha Latte.
  3. Personalisierte Latte Art: Viele Cafés in Japan bieten personalisierte Designs Kunden können ihre gewünschten Motive auf dem Milchschaum entstehen lassen – sei es der eigene Name, eine geliebte Anime-Figur oder sogar ein Porträt ihres Haustiers.

Durch diese einzigartigen Kombinationen aus Kunst, Genuss und Innovation hat sich Latte Art in Japan als faszinierendes und weltweit einflussreiches Phänomen etabliert.

 

Japanische Latte Art im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich hebt sich die japanische Latte Art vor allem durch ihre innovativen Ansätze, wie die 3D-Latte Art, hervor. Der Fokus liegt stark auf der ästhetischen Perfektion, die oft aufwendige und detailverliebte Designs umfasst.

Auch die Motivauswahl unterscheidet sich von der klassischen Latte Art in anderen Ländern. In Japan spielen oft Motive im Kawaii-Stil eine große Rolle. Dieser besondere Niedlichkeitsfaktor prägt viele Kunstwerke – von Tieren bis hin zu Anime-Charakteren.

Durch diese Unterschiede inspirieren japanische Baristas weltweit ihre Kollegen, indem sie sie dazu motivieren, japanische Techniken wie die 3D-Latte Art auszuprobieren. Viele Baristas messen sich in internationalen Wettbewerben, zeigen ihre Kunstfertigkeit in detaillierten Designs und teilen ihre Werke auf Instagram und anderen Social Media-Plattformen.

 

Wie lernt man Latte Art in Japan?

In Japan gibt es für Amateure die Möglichkeit, an Kursen und Workshops teilzunehmen, die von professionellen Baristas und Latte Art-Künstlern geleitet werden. Diese vermitteln das nötige Können und die verschiedenen Techniken der Latte Art.

Die Kurse sind in verschiedene Schwierigkeitsstufen unterteilt, sodass sich Teilnehmer schrittweise verbessern können.

Für professionelle Baristas bieten vor allem nationale und internationale Wettbewerbe eine Plattform, um sich mit anderen Künstlern der Latte Art zu messen. Dies fördert nicht nur die Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten, sondern sorgt auch für eine stetige Verbesserung der eigenen Technik.

Ein weiterer großer Vorteil dieser Wettbewerbe ist die internationale Vernetzung von Latte Art-Künstlern und Baristas – ein Austausch, der zur Weiterentwicklung der Kunst und Technik beiträgt.

 

 

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Titelfoto © Maureen Sullivant auf Pixabay

 

 

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