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Abdankung naht - Kaiser Akihito zeigt sich letztmalig dem Volk

Zum ersten Mal seit mindestens zweihundert Jahren wird mit Kaiser Akihito am 30. April 2019 ein amtierender Tenno des japanischen Kaiserhauses zurücktreten. In der 1.500-jährigen Geschichte des japanischen Kaiserhauses, das am längsten durchgehend regierende Königshaus der Welt, ist dies ein ungewöhnlicher Schritt.

Seinem Vater Hirohito folgte er als ältester Sohn nach dessen Tod im Jahr 1989 als 125. Tenno auf den Chrysanthementhron und führte das Amt anschließend für gut dreißig Jahre aus. Seiner Regierungszeit hat Akihito den Namen Heisei (Frieden überall) gegeben.

Der bevorstehende Rücktritt des Tenno kommt dabei nicht unerwartet, sondern folgt konsequent aus dessen fortgeschrittenem Alter. Die damit einhergehenden gesundheitlichen Probleme veranlassten Akihito schon 2016 dazu, auf einen möglichen Rücktritt hinzuarbeiten.

Mit den Worten „die Gesellschaft könnte zum Stillstand kommen“ und „das Leben vieler Menschen in verschiedenen Weisen beeinflussen, wenn der Kaiser seinen Aufgaben nicht mehr in vollem Umfang nachkommen kann“ begründete er diesen Schritt.

 

Kaiserpalast in Tokio, Japan, Burg Edo
Die kaiserliche Residenz liegt auf dem ehemaligen Gelände der Burg Edo im Zentrum von Tokio. - Bild: © alephnull - Stocks.Adobe.com

 

Dabei spielt auch die Rolle des Tenno als oberstem Priester im Shintoismus, der japanischen animistisch-polytheistischen Religion, mit hinein. Der Tenno gilt dabei als Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu, der wichtigsten Kami (Gottheit) des Shinto. Er wurde insbesondere im aufflammenden Nationalismus der Meiji-Restauration auch selber als quasi „göttlich“ verehrt.

 

Die Funktion des Tenno im modernen Japan und sein Nachfolger

Seit der Niederlage Japans im 2. Weltkrieg ist Japan eine konstitutionelle Monarchie. Dem Kaiser oder Tenno kommt nur noch eine repräsentative Funktion zu. Streng genommen ist dieser nicht einmal das Staatsoberhaupt sondern lediglich „Symbol des Staates“.

Zu seinen Aufgaben gehören aber – neben der zeremoniellen Bedeutung für den Shinto-Glauben – das abschließende Unterschreiben von Gesetzen, das Empfangen von neu bestellten Botschaftern sowie die Eröffnung des Parlaments.

Dabei stehen dem Tenno aber keine eigenen politischen Entscheidungen zu. Anders als sein Vater hat sich Akihito aber durchaus auch zu außenpolitischen Themen geäußert. Dies wurde von den jeweiligen Premierministern Japans nicht immer gutgeheißen.

Als sein Nachfolger und dann 126. Tenno wird am ersten Mai der Kronprinz und älteste Sohn des Tennos, Naruhito, den Chrysanthementhron besteigen. Der ehemalige Tenno hingegen wird nach Aussagen des kaiserlichen Hofamtes den Titel „Kaiser Emeritus“ annehmen, um seiner langen und großen Erfahrung Ausdruck zu geben.

 

Briefmarke zu Ehren Prinz Akihito und Prinzessin Michiko
Eine Briefmarke zu Ehren des Thronfolgerpaars aus dem Jahre 1959 - Bild: © Popova Olga - Stocks.Adobe.com

 

Die Regierungszeit Akihitos und die Modernisierung des Kaisertums

Für viele Japaner ist die Regierungszeit Akihitos mit vielen Veränderungen einhergegangen, welche auch die eher traditionelle japanische Gesellschaft stark verändert haben. Alleine die Entwicklung neuer Kommunikationsformen und das Internets haben Gesellschaft und Leben wie im Westen geprägt und geändert.

Gleichzeitig war die Regierungszeit Akihitos aber auch durch Stabilität und Frieden gekennzeichnet, auch wenn mit dem rasanten Aufstieg Chinas ein potenter lokaler Machtfaktor entstanden ist.

Das Kaiserhaus und der Tenno bilden demgegenüber einen Faktor der Beständigkeit und eine symbolhafte Identifikationsfigur für alle Japaner. Auch wenn das Kaiserhaus nicht ohne Kritiker ist, verehren die meisten Japaner ihren Tenno nach wie vor und halten die Institution in hohen Ehren.

Gerade das klare Bekenntnis zur pazifistischen Verfassung und der moralisch integre Umgang Akihitos mit den Kriegsverbrechen der Japaner, für die er wiederholt tiefe Reue gezeigt hat, hat der Institution des Kaiserhauses im japanischen Volk wieder neue Legitimität verschafft. Die Regentschaft seines Vorgängers und Vaters Hirohito, der Japan als noch sehr junger Mann auch durch den 2. Weltkrieg führen musste, war nicht unumstritten.

 

Japan: der Kaiserpalast in Kyoto
Der königliche Palast in Kyoto - Bild: © monjiro - Stocks.Adobe.com

 

Der lange Weg zur Abdankung

Die Abdankung eines Tenno ist konstitutionell eigentlich nicht vorgesehen. Um den Weg zu einem Rücktritt Akihitos freizumachen, musste das japanische Parlament erst einmal das so genannte „Gesetz über den kaiserlichen Haushalt“ ändern. Diese eher juristische Formalität war aber nur der erste Schritt.

Für den Weg zur Abdankung muss der Tenno viele Zeremonien durchführen und im Palast von Kyoto den Ahnen von seinem Beschluss Bericht erstatten. Außerdem wird er im Laufe des März und April dieses Jahres verschiedene Shinto-Schreine aufsuchen. Zu den anstehenden Reisen gehören besonders herausgehoben ein Besuch des Mausoleums des legendären ersten Tenno Jimmu in der Provinz Nara, der Besuch des großen Schreins in Ise, dem wichtigsten Tempel des Shinto, sowie ein Besuch bei dem Mausoleum seines Vaters in Tokyo.

 

Akihito: ein moderner Tenno für ein modernes Japan

Akihito hat in Bezug auf die Traditionen der japanischen Kaiserdynastie einige Tabus gebrochen und deutliche Modernisierung gebracht. Akihito war der erste Kronprinz, der eine Universität besuchte und im Laufe seines Lebens sogar einige international anerkannten Forschungen zur Ichthyologie (Fischkunde) publizierte.

Mit Shoda Michiko (heute Kaiserin Michiko) heiratete er auch als erster Tenno eine Bürgerliche. Ein Bruch mit der uralten Tradition, nach welcher die Frau des Tenno immer aus dem japanischen Erbadel (Kazoku) zu stammen hatte. Die beiden sollen sich in einem Urlaubsressort beim Tennisspielen kennen gelernt haben und teilen darüber hinaus die Liebe zur Musik.

 

Rechtehinweis Titelfoto: Official U.S. Marine Corps photo by Lance Cpl. Achilles Tsantarliotis, Emperor Akihito and Empress Michiko 20090715 2, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

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